Der sechsspurige Ausbau der A 1 sorgt für Ärger im Landkreis. Betreibergesellschaft steht in der Kritik.

Tostedt. Die Stimmung im voll besetzten Saal war von Anfang an gereizt. Etwa 80 Menschen aus Tostedt erschienen zur Informationsveranstaltung im Tostedter Hotel "Zum Meierhof", um ihren Unmut über die derzeitige Verkehrslage im Ortskern an der Bundesstraße B 75 kundzutun. Im Mittelpunkt der Kritik standen Vertreter der A 1 mobil-Projektgesellschaft, die den derzeitigen sechsspurigen Ausbau der Autobahn A 1 zwischen Bremer Kreuz und Buchholzer Dreieck leitet.

Als Folge vieler Staus auf Höhe der Baustellen nutzen etliche Auto- und Lkw-Fahrer die B 75 als Umgehungsstraße, die dadurch oft vollgestopft ist.

Besonders betroffen von der überfüllten Bundesstraße sind Tostedter Geschäftsleute, denen Kunden fehlen. Umsatzrückgänge im zweistelligen Bereich seien die Folge. Gerd Gerken (Allianzvertreter) sagte: "Wir haben unter Woche an vier bis fünf Tagen die Problematik mit der verstopfen B 75 in Tostedt." Peter Schreiber (Verkehrskoordinator A 1 Mobil) nannte als Gründe für den schleppenden Verkehrsfluss häufige Unfälle auf der A 1 sowie Navigationsgeräte, die die Autofahrer durch Tostedt lotsen würden. Eine aktuelle Studie der Polizei gibt Schreiber Recht, da sich seit Jahresbeginn bereits 600 Unfälle auf der A 1 zwischen Hamburg und Bremen ereignet haben.

Viele der Anwesenden meldeten sich bei der Informationsveranstaltung im südlichen Landkreis Harburg zu Wort und unterbreiteten Verbesserungsvorschläge.

Genannt wurden eine einspurige Verkehrsführung auf der A 1, um Unfälle bei den aktuell schmalen zwei Spuren zu minimieren, sowie eine Umleitung des Verkehrs zwischen Hamburg und Bremen über die Autobahnen A 7 und A 27.

"Die Verkehrslage in Tostedt wird besser, da 36 Brücken auf der A 1 überwiegend bereits abgerissen wurden", so der stellvertretender Leiter des Ordnungsamts Tostedt, Jürgen Lürtzing. Auch Christian Pagel (technischer Projektmanager A 1 Mobil) versprach: "Es wird an vielen Schrauben gedreht, um die A 1 flüssiger zu machen." Eine verkehrstechnische Entspannung für Tostedt stellte er ab 2010 in Aussicht, da ein Teil der Autobahnabschnitte dann fertig gestellt seien.

Dies mochten jedoch viele der Besucher nicht glauben. So sagte auch Hanscarl Hoffmann (SPD): "Es bleibt bis Ende 2012 alles wie es ist. Das ist äußerst unbefriedigend. Das Konzept der Betreiber stimmt nicht." Dies sieht Gerd Gerken ähnlich und befürchtet: "Wir werden die jetzige Situation bis Ende 2012 oder sogar 2013 nicht hinnehmen können." Zudem gaben die Betreiber-Vertreter zu, dass sie bereits Mauteinnahmen der A 1 auf Höhe des Ausbaus kassieren - aber nur dort. Liefe der Verkehr vermehrt über die A 7 und A 27, bedeute dies geringere Einnahmen.

Während Karl-Heinz Langner, Polizei Tostedt, ein ernüchterndes Fazit zog ("Eine Ideallösung wird es nicht geben."), stellte Jürgen Lürtzing (Ordnungsamt) fest: "Dies war eine eindrucksvolle Vorstellung der Tostedter Bürger."

Er versprach, Anregungen der Gäste in die nächste Arbeitskreis-Sitzung des Autobahnausbaus in der kommenden Woche aufzunehmen. Dies seien eine einspurige A 1 auf Höhe der Baustellen sowie Hinweisschilder, die Stauschneise möglichst weiträumig zu umfahren.