So viel Geld investiert die SAGA GWG im Wilhelmsburger Arbeiterviertel aus den 1930ern. Die Mieten sollen nur moderat steigen.

Wilhelmsburg. Es war ein Donnerstagvormittag, der als perfekte Inszenierung in die Annalen Wilhelmsburgs eingehen wird. Das städtische Wohnungsunternehmen SAGA GWG baut ein weißes Zelt an der Ecke Neuhöfer Straße/Weimarer Straße auf. Davor wird ein gelbes SAGA-GWG-Schild mit der Aufschrift "Hamburgs Süden - Stadt, Land, Fluss" aufgebaut, und die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) platziert eine "Info-Stele", die über ein "Weltquartier" zwischen Veringstraße und Weimarer Straße informieren soll, in dem 1700 Wilhelmsburger leben.

Hinzu kommt eine fesch gekleidete Senatorin, die eine kurze Rede hält, drei SAGA-GWG-Verantwortliche und der IBA-Chef, ein paar ausgewählte Bewohner des "Weltquartiers", vier Kamera-Teams und eine Handvoll schreibende Journalisten.

Dieses illustre "Presse-Event" auf Staatskosten, samt Bewirtung hatte eine zentrale Botschaft: Die SAGA GWG investiert im "Weltquartier", in dem Menschen aus 30 Nationen leben, 78 Millionen Euro - und die Mieten sollen stabil bleiben. Für diese 78 Millionen Euro gibt es 206 neue Wohnungen. 440 Wohneinheiten werden umgebaut und 77 Wohneinheiten modernisiert. Dazu bekommt der Weimarer Platz einen Pavillon,und die Grünanlagen werden schicker.

"Wilhelmsburg wird auch durch diese Maßnahmen eine Belebung erfahren und einen positiven Imagewandel erleben wie schon andere innerstädtische Quartiere", sagte der Geschäftsführer der GWG, Dr. Thomas Krebs. 90 Prozent der Bewohner des ersten Bauabschnitts an der Weimarer Straße hätten den Maßnahmen zugestimmt.

Was passiert im Weltquartier? "Es werden Grundrisse verändert und Wohnungen zusammengelegt, um größere und familiengerechte Einheiten zu schaffen", sagt SAGA-GWG-Vorstand Willi Hoppenstedt (59). "Balkone und Wintergärten werden angesetzt und dadurch Wohnflächen erweitert. Auch energetische Verbesserungen und Erneuerungen an Fassaden, Fenstern, Dächern und Heizungsanlangen werden dort durchgeführt."

So bekommt die öffentlich geförderte Backstein-Arbeitersiedlung im südlichen Reiherstiegviertel aus den 1930er-Jahren ein neues Gesicht. "Ein Drittel der Wohnungen verschwinden, neu gebaut wird voraussichtlich die gleiche Anzahl, teils auf zusätzlichen Flächen", sagte Willi Hoppenstedt.

Auch IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg hatte eine Kernbotschaft mit an die Weimarer Straße gebracht: "Dieses Projekt bedeutet, dass jede Bewohnerin und jeder Bewohner weiter hier im Quartier leben kann." Die grüne Stadtplanungssenatorin Anja Hajduk sprach von einem "besonders sympathischen Projekt - wir wollen nicht Alt durch Neu ersetzen, sondern Neues aus Bestehendem entwickeln."

Genau hier aber setzt ein namhafter Stadtplaner Hamburgs (Name ist der Redaktion bekannt) seine Kritik an. Seine These: "Es wäre billiger und vernünftiger gewesen, das 'Weltquartier' abzureißen, als es zu modernisieren."

Und so sollen sich die Mieten der Bewohner entwickeln: Zurzeit zahlen sie im Schnitt 5,12 Euro netto kalt pro Quadratmeter. Im schickeren "Weltquartier" liegt der Preis bei 5,65 Euro. Da aber die Heizkosten um 40 Cent pro Quadratmeter sinken sollen, steige die Bruttowarmmiete "um 13 Cent von 8,29 Euro auf 8,42 Euro", sagte Willi Hoppenstedt. Die Wohnungen kommen nach der Sanierung in die Preisbindung, die "für 15 Jahre Bestand haben wird", verspricht die IBA. SAGA-Vorstand Willi Hoppenstedt nannte sogar bereits eine Summe, die in 30 Jahren Gültigkeit haben soll: "Dann wird die Nettokaltmiete im 'Weltquartier' maximal 7,90 Euro netto kalt für den Quadratmeter betragen."