Allein wegen der Dauerberieselung wollen die Hobby-Gärtner ihre Parzellen aber nicht aufgeben.

Harburg. Die Rasenflächen sind perfekt gemäht, die Hecken akkurat geschnitten, und hier und da lugt ein kleiner Gartenzwerg hinter einem Baum oder Strauch hervor. Viele der Gartenhäuschen in den Parzellen sind frisch gestrichen, die Liegestühle laden auf den Terrassen davor zum Sonnenbaden ein. Man bereitet sich auf die kommende Sommersaison vor in der Kleingartensiedlung in Bostelbek zwischen Fürstenmoordamm und Am Radeland.

Auf den ersten Blick scheint alles idyllisch zu sein, aber irgendetwas trübt die Stimmung - das merken besonders die Besucher der Schrebergärtner, die nicht tagtäglich auf dem Gelände sind. Es ist die Lärmglocke, die permanent über dem Vereinsgelände liegt. Erst beim genauen Hinhören wird sie wahrgenommen, aber dann auch richtig.

Die vor zwei Jahren durchgeführten Lärmmessungen beweisen es: Damals wurde tagsüber der zulässige Grenzwert für Wohnsiedlungen von 59 Dezibel deutlich überschritten. Da liegt es nahe, dass die Lärmbelästigung durch den immer stärker werdenden Güterverkehr auf der Bahnlinie parallel zur B 73 nicht dazu beiträgt, dass die Geräuschkulisse seitdem weniger geworden ist. Hinzu kommt der dauerhafte Lärm von der A 7, und auch das Industriegebiet im Harburger Hafen sorgt für unterschwelligen Lärm - Tag und Nacht.

Dennoch: Die Kleingärtner scheint dies nicht sonderlich zu stören. An die Geräusche habe man sich gewöhnt, ein Mittagsschläfchen im Freien wäre durchaus möglich. "Natürlich freuen wir uns nicht über die regelmäßig vorbei fahrenden Züge", sagt Heiner Friedrich, der seit mehr als 30 Jahren seine Freizeit im Kleingartenverein verbringt. "Da ist es dann 20 Sekunden laut, aber dann ist auch wieder Ruhe." Schlimmer sei es, wenn die Nachbarn die Vereinsregeln nicht einhalten würden. "Bei uns ist zwischen eins und drei Ruhezeit, und da sollte dann auch keiner den Rasen mähen", sagt der Harburger. "Zudem ärgert es mich immer wieder, wenn im Garten gefeiert wird. Das ist ja grundsätzlich überhaupt kein Problem, aber man sollte vorher Bescheid sagen."

Genau so sieht es auch Ute Koblischke, die gemeinsam mit ihrer Tochter Monique im Sommer regelmäßig im Kleingarten übernachtet. "Wir fühlen und nicht gestört, denn nach unserem Empfinden ist es nachts sehr ruhig", sagt die 43-Jährige. "Aber vielleicht bin ich was das betrifft auch sehr unempfindlich: Wenn ich schlafe, dann kann mich nichts stören." Karl-Heinz Oheim, der bereits seit 40 Jahren die Parzelle besitzt, fühlt sich nur selten vom Lärm belästigt. "Wenn es mal eine Sperrung auf der Autobahn gibt, dann donnern hier die Lkw und die Autos schon vorbei", sagt der Rentner. "Aber der Verkehr war schon vorher hier - wir haben uns ja bewusst für diesen Verein entschieden. Da müssen wir eben mit dem Lärm leben."