Die Hamburger Finanzbehörde verhandelt noch über den Verkauf der benötigten Flächen am Reiherstieg-Knie.

Wilhelmsburg. Es tut sich was am Reiherstieg-Knie, auf dem riesigen Gelände schräg gegenüber von Rethe-Hubbrücke und mehreren Getreidespeichern. Hohe Sandberge sind aufgetürmt. Es wird gebaggert und gebohrt. Aber all das hat zum großen Bedauern der Organisatoren noch gar nichts mit den notwendigen Vorbereitungen für ihre internationale Gartenschau 2013 (igs) zu tun, sondern es geht in diesem Fall um die Ansiedlung eines Industriebetriebs.

Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) bereitet einen fünf Hektar großen Grundstücksabschnitt für den Umzug der Firma MAN B & W Diesel AG (Reparaturwerk für Schiffsmotoren/300 Beschäftigte) vor, deren bisheriger Standort am Roßweg 6 für einen neuen Containerlagerplatz der HHLA aufgegeben werden muss. Am neuen MAN-Standort wird ein 80 Meter langer Schiffsanleger geschaffen, zwei Werkhallen und ein Bürogebäude. "Wir rechnen Mitte 2010 mit dem Baubeginn", sagt Prokurist Wilhelm Pape. Noch wird das ganze Gelände von der Firma Schollenberger Kampfmittelbergung nach Bombenblindgängern abgesucht. Bis zehn Meter Tiefe gehen die insgesamt 5000 Bohrungen, um per Magnetfeldmessung Metalle im Untergrund aufzuspüren. Erst kürzlich war dort ein Blindgänger entdeckt worden. Mehrere Versuche an zwei Tagen waren notwendig, die Bombe zu entschärfen.

Und all diese zeitraubenden Sicherheitsvorkehrungen auf dem Reiherstieg-Knie kommen auch noch auf die Macher der internationalen Gartenschau zu. Sie haben einen etwa 24 Hektar großen Geländeabschnitt entlang des Reiherstiegufers im Visier, zwischen der MAN-Baustelle und dem Veringkanal. Aber dieses Stück Hafengebiet ist nicht in Besitz der Stadt, sondern gehört der Shell und RWE/DEA. Ihre damaligen Ölraffinerien waren im Zweiten Weltkrieg bombardiert und weitgehend zerstört worden. "Wir wollen unser Gelände verkaufen", sagt Shell-Sprecherin Cornelia Wolber. Und die Finanzbehörde als Käufer gibt sich ebenfalls wortkarg. "Wir sind in Verhandlung", sagt Sprecher Daniel Stricker. Aber wie lange dauern diese Verhandlungen noch? "Wir haben nicht mehr viel Zeit", sagt Wolfgang Denien, Leiter des igs-Planungsbreichs, "Spätestens Mitte dieses Jahres müssen wir wissen, ob das Gelände zur Verfügung steht. Ansonsten ist es zwingend notwendig, unumkehrbar eine Alternativplanung umzusetzen." In gut dreieinhalb Jahren müssten alle Bauvorhaben für die etwa sechs Monate dauernde Großveranstaltung igs fertiggestellt sein. Am Reiherstieg-Knie sollen unter anderem Parkplätze für etwa 2500 Autos geschaffen werden. Und am Ufer ein Anleger für Hafenbarkassen gebaut werden, die Ausstellungsbesucher von den Landungsbrücken nach Wilhelmsburg bringen. Von Anleger und Parkplatz soll eine etwa einen Kilometer lange Promenade am Wasser entlang mit einer Brücke über den Veringkanal zur Straße Schlengendeich führen, von dort über Wilmansstraße zum West-Eingang des Gartenschau-Geländes an der Georg-Wilhelm-Straße. Am Schlengendeich soll ein Parkplatz für etwa 40 Busse angelegt werden. Der Haupteingang wird südlich der Neuenfelder Straße liegen, mit direkter Wege-Anbindung an den S-Bahnhof. Motto der Gartenschau: "In 80 Gärten um die Welt".