Der offene Brief der beiden Gymnasiasten, in dem sie die Kommunalpolitiker der Gemeinde Tostedt auffordern zu verhindern, dass Tostedt ein von der rechten Szene beherrschter Ort wird, hat die Menschen in Bewegung gebracht.

Tostedt - Vorerst zwar noch nicht auf der Ebene der Mandatsträger, doch rechte und linke politisch Aktive drohen seitdem gewalttätig aneinander zu geraten.

Polizeidirektor Uwe Lehne (49), oberster Chef der Polizei im Landkreis Harburg, hat am Mittwoch mit einem starken Aufgebot verhindern wollen, dass sich Rechte und Linke "die Nasen blutig schlagen". Im Internet war am Mittwoch anonym zu einer spontanen Demonstration im Tostedter Ortskern aufgerufen worden. Der Verfasser forderte zu einem Treffen um 19 Uhr auf. Vorausgegangen war am Montagabend ein Angriff von etwa zehn Tätern auf das Wohnhaus eines der Briefschreiber. Die Täter, die vermutlich der rechten Szene angehören, hatten mit Steinen einige Fenster des Hauses eingeworfen und waren dann unerkannt geflüchtet. Die Harburger Rundschau berichtete.

Polizeidirektor Lehne schloss nicht aus, dass auch Anhänger von rechts "die Bühne betreten" könnten und zog Beamte aus benachbarten Landkreisen zusammen. Kurz nach 19 Uhr versammelten sich rund 30 linksgerichtete Personen am Tostedter Bahnhof und begannen, ausgestattet mit Flaggen und Transparenten, auf die Poststraße zuzugehen. Von der B 75 kamen gleichzeitig etwa 20 Teilnehmer. Die Gruppen wollten sich zusammenschließen.

Lehne stoppte die Demonstranten am Bahnhof, um ein Kooperationsgespräch mit den Verantwortlichen zu führen. Als Versammlungsleiter gab sich ein 19 Jahre alter Buchholzer zu erkennen. Der Zusammenschluss sollte für die Kundgebung in der Niedersachsenstraße am Streetwear-Laden erfolgen. Das Geschäft wird nach Angaben der Polizei von einem rechtsgerichteten Inhaber geführt. Den vermutlich provozierenden Aufmarsch an diesem Ort verhinderte Uwe Lehne, indem er ihn untersagte.

Der Einsatzleiter und der Verantwortliche vereinbarten eine Ausweichstrecke bis in die Tostedter Straße. Dort trafen sich die Demonstranten um 20 Uhr zur Kundgebung, bei der die Steinwürfe gegen das Wohnhaus lautstark missbilligt wurden. Um 20.30 Uhr war die Kundgebung beendet. Die Polizisten geleiteten die Teilnehmer zum Bahnhof. Kurz nach 21 Uhr hatten sich die Demonstranten in alle Richtungen zerstreut. Von der rechten Szene sei keine Gegenaktion gestartet worden, sagte Polizeisprecher Jan Krüger. (mp)