Wer mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, sieht mehr, hört mehr und riecht mehr.

Wilhelmsburg - So auch an diesem sonnigen Maiabend im Norden Wilhelmsburgs. Laster und Autos fahren, viele deutlich zu schnell, auf dem Reiherstieg-Hauptdeich in Richtung Georgswerder zur Autobahn 255 oder in Richtung Neuhof zur Köhlbrandbrücke. Vis-a-vis vom Vogelhüttendeich gabelt sich die Straße: Richtung Osten steht ein Schild "Centrum/Autobahn" - hier geht es über die Hafenrandstraße in die City. Deutlich kürzer und schöner ins "Centrum" aber ist der Weg Richtung Norden, über Reiherstieg-Hauptdeich und Ernst-August-Schleuse, vorbei an der Zollstation in Richtung Reiherdamm. Dieser Weg führt schnurstracks zum Alten Elbtunnel, kostet für Autofahrer zwei Euro und für Radfahrer nichts und erspart den Umweg über die Elbbrücke und die oft verstopfte Amsinckstraße. Und mit ein bisschen Glück sieht und riecht und hört man dann auf der Hauptdeichkante eine Schafherde grasen - sie blökt kurz vor dem Freihafen inmitten der Hamburger Feierabend- und weltweiten Handelsbewegungen. Und der Sprung über die Elbe ist zum Greifen nah: Im Hintergrund kreisen Kräne und sogar die Kirchtürme von St. Jakobi, St. Petri und St. Nikolai sind am Horizont zu erkennen. Zu den Füßen der Schafe spielen in der Straße Ernst-August-Deich Kinder auf dem Asphalt, sie sprechen Türkisch und stören sich nicht daran, dass wenige Meter entfernt Laster vorbeidonnern, die noch schnell den letzten Container an diesem Abend in den Hafen oder in die Ferne bringen. (arus)