Schon wieder so einer, der auf der Autobahn fast in meinem Kofferraum mitfährt, mit Lichthupe und kaum zwei Meter Abstand.

Im Rückspiegel erkenne ich wildes Gestikulieren und das wutverzerrte Gesicht des Fahrers. Ich würde ja auch gerne auf die rechte Spur wechseln, aber die ist von einer Lkw-Kolonne blockiert.

Also denke ich lieber ein wenig über den Weg-da-jetzt-komm-ich-Rüpel hinter mir nach. Verhält er sich auch sonst so, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis (wenn er denn überhaupt Freunde hat), in der Nachbarschaft? Auf jeden Fall scheint er ein Erfolgsmensch mit entsprechendem Einkommen zu sein, für den Preis seines Auto hätte ich mir bestimmt vier von meiner Sorte kaufen können.

Doch halt, Frechheit und Rücksichtslosigkeit garantieren keineswegs eine glänzende Karriere, das hat jetzt eine Langzeitstudie der Universität Bonn ergeben. Danach kamen junge Akademiker dann am besten voran, wenn sie gute Kontakte zu Kollegen knüpften und die fachliche Unterstützung erfahrener Vorgesetzter suchten.

Also hat der Raser das Geld für seinen teuren Schlitten vielleicht gar nicht ehrlich erarbeitet, sondern nur geerbt oder ergaunert? Jetzt wird rechts endlich eine Lücke frei, der Raser schießt an mir vorbei und nervt weiter vorn den Nächsten.

Viel schneller als ich ist er auch nicht vorangekommen, denn auf dem nächsten Rastplatz halte ich neben seinem Wagen.

Im Restaurant erkenne ich den Fahrer wieder. Hastig und missmutig stopft er eine Currywurst in sich hinein. Das beruhigt mich und dämpft meinen Neid, ein luxuriöses Auto sorgt nicht automatisch für Luxus-Wohlbefinden.