Der Jesteburger hat in einem Buch geschrieben, was er an den Orten erlebte, die sein Vorfahr 1908 besuchte.

Jesteburg

Eine Generalaudienz beim Papst habe er sogar erlebt. Damit rückt Reinhardt Freudenberg (63) ganz am Ende des Gesprächs heraus. Er ist dort gewesen, wo sein Großvater Friedrich Griesbach 100 Jahre zuvor noch des Platzes verwiesen wurde, weil er keine Erlaubnis bekommen hatte. Der Jesteburger Reinhardt Freudenberg ist viele Monate auf den Spuren seines Opas unterwegs gewesen. Über seine eigenen Erlebnisse und die des Großvaters ein Jahrhundert zuvor, hat Freudenberg ein Buch geschrieben, das vor Kurzem erschienen ist. "Auf Deinen Spuren", so der Titel, erzählt über das Reisen, und speziell über eine Reise, die einen ungewöhnlichen Anfang nahm.

1996 fand Reinhardt Freudenberg im Nachlass seiner verstorbenen Mutter, versteckt im Kleiderschrank, eine Mappe mit Skizzen und Aquarellen seines Großvaters, einem Anstreicher und Hobbymaler, und ein kleines schwarzes Büchlein. Das Tagebuch des Großvaters, geschrieben während dessen Reise nach Italien. 1908 war der damals 24 Jahre Maler nach Italien aufgebrochen. Vier Monate war er zu Fuß, mit dem Zug und auf einem Schiff unterwegs. Losgezogen mit einer Reisekasse, die nur mit zwei Monatslöhnen gefüllt war. Beim Lesen der Aufzeichnungen seines Großvaters ist in Reinhardt Freudenberg der große Wunsch gewachsen, auf den Spuren des Großvaters zu reisen.

Freudenberg ging das Projekt akribisch an. Der Großbetriebsprüfer trat 2005 in den Vorruhestand und widmete sich von da an der umfassenden Recherche. Zunächst musste der in Sütterlin geschriebene Text mit Hilfe des Vaters von Freudenbergs Schwiegertochter in lateinische Schrift umgeschrieben werden. Danach folgte die chronologische Ordnung der zum Teil verblassten und schwer lesbaren Seiten. Das sei viel Arbeit gewesen, erinnert sich Freudenberg. Als die erledigt war, lag der Text des Großvaters in seiner Urform vor ihm.

Dass aus den Erlebnissen ein Buch entstehen soll, stand für Freudenberg von Anfang an fest, genauso wie der Titel. "Es wäre zu schade, wenn die Erfahrungen nur in meinem Kopf bleiben." Buchautor Freudenberg machte sich 2007 auf den Weg zur Vor-Ort-Recherche. Mit dem Flieger ging es in die italienischen Großstädte Mailand, Florenz, Neapel und natürlich Rom. Dort besuchte Freudenberg die Orte und Galerien, wo auch sein Opa gewesen ist.

"Die Orte, die er gemalt hat, habe ich fotografiert." Die Route für die komplette Reise auf den Spuren des Großvaters stand nach Freudenbergs Kurzreisen fest. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara und Hündin Stella machte er sich im Mai 2008, genau 100 Jahre nach seinem Großvater auf den Weg in Richtung Italien, allerdings mit dem Auto. "Wie viel einfacher hatte ich es doch bei meiner Reise", schreibt Freudenberg in seinem Buch. "Ich hatte die Route, auf der mich mein Navigationsgerät führte, saß bequem, trocken und sicher im Auto." Von Jesteburg ging die Reise durch die Schweiz, weiter nach Italien bis nach Sorrent an der Almalfiküste. Knapp einen Monat war das Ehepaar unterwegs.

"Es war spannend und abwechslungsreich." Oft hat Freudenberg Passagen im Tagebuch des Großvaters nachgelesen, versucht dessen Eindrücke nachzuspüren und sein eigenes Empfinden dagegen gestellt. "Ich hätte damals, 1908, die Reise abgebrochen", gibt Freudenberg zu. Aber jetzt folgte er den Spuren seines Großvaters über 5000 Kilometer. Dann war er wieder daheim in Jesteburg. "Endlich wieder zu Hause!" schrieb Großvater Griesbach am Ende seiner Reise in sein Tagebuch. Sein Enkel dagegen ist wieder vom Reisefieber gepackt. Freudenberg will die gleiche Reise vielleicht noch einmal machen, dann allerdings ganz entspannt, ohne den Druck ein Buch zu schreiben.

Reinhardt Freudenberg: Auf deinen Spuren. Projekt Verlag Cornelius, ISBN 978-3-86634-672-7, 17,50 Euro.

Der Autor stellt sein Buch am Montag, 8. Juni, um 20 Uhr, im Küsterhaus in Hanstedt vor. Eintritt fünf Euro.