Mit einem Bootsanker schlugen die Helfer die Autoscheibe ein. Der Schäferhund sprang raus.

Für Schäferhund Nero muss es furchtbar gewesen sein. Er hockte hilflos im Gepäckraum des abgestellten Nissan Patrol seines Herrchens, als sich der schwere Wagen mit samt Pferdeanhänger aus unbekannten Gründen plötzlich in Bewegung setzte und über eine Böschung in die Elbe stürzte. Der Wagen verschwand bis zum Dach. Das Wasser drang immer stärker in den Innenraum ein. In letzter Sekunde konnte Nero von Helfern vor dem Ertrinken aus dem Wagen gerettet werden.

Schäfer Johann Hillemeier, der derzeit eine seiner Herden am Neuländer Hauptdeich grasen lässt, ist seit einigen Tagen wie vom Pech verfolgt. Bereits am Montag waren seine Tiere ausgebrochen und hatten den Straßenverkehr blockiert. Am Dienstag dann das nächste Unglück: Der Schäfer stellte seinen Nissan direkt am Abhang zum Elbufer hinter dem Neuländer Hauptdeich ab - wohl ein wenig zu dicht am Hang. "Ich hörte plötzlich ein lautes Poltern und konnte es kaum glauben, dass mir auf einmal ein Auto inklusive Anhänger entgegen stürzte", sagt Harald Storck, der von seinem Schiff aus den Unfall beobachten konnte. "Es ging alles rasend schnell, und ehe man sich versah, lief das Auto mit Wasser voll und versank innerhalb kürzester Zeit." Das Auto hatte sich selbstständig gemacht und war in Richtung der Bootsanleger ins Wasser gestürzt.

Was aber in diesem Moment noch niemand wusste: Schäferhund Nero war im Kofferraum des sinkenden Autos gefangen. Eine dramatische Situation für Schäfer Hillemeier, der hilflos am Ufer stand und aufgrund einer Verletzung am Knie nichts tun konnte. "Im ersten Moment war ich völlig geschockt, besonders weil ich eine so große Angst um meinen Hund hatte", so der 47-Jährige. "Alles, was ich tun konnte, war, um Hilfe zu schreien." Das Auto sank immer weiter in das mehr als zwei Meter tiefe Wasser ein. Jedoch die Zeugen des Unglücks handelten schnell und besonnen. Nils Behnke, der Besitzer des Bootsanlegers, sprang auf das sinkende Auto, als Schäfer Hillemeier rief, dass sein Hund noch im Auto sei. Auch alle anderen Anwesenden eilten herbei. "Glücklicherweise war gerade ein Paddler unterwegs, dem ich meinen Anker zuwerfen konnte", so der 60 Jahre alte Storck. "Damit zerschlug der die Scheibe des Wagens und der völlig verstörte Hund konnte entkommen." Sekunden später war der Wagen komplett im Elbwasser verschwunden. Auch der Pferdeanhänger, in dem glücklicherweise keine Tiere waren, sank stetig weiter ein.

Als sich die Situation einige Minuten später etwas beruhigt hatte, versuchten die Anwesenden mit vereinten Kräften das Fahrzeug zu bergen. "Nils Behnke bot sofort an, mit Hilfe seines Krans, das Auto aus dem Schlick zu ziehen", so Storck. Nach einer Stunde war der ganze Spuk vorbei. Das Auto war zwar stark verdreckt und Front- wie Heckscheibe waren zerstört, aber für den Schäfer stand etwas ganz anderes im Vordergrund. "Ich bin nur froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist, und Nero geht's heute schon wieder sehr gut", so Hillemeier einen Tag nach dem Unfall. "Wie gut, dass er nicht sprechen kann, denn ich glaube, der würde mir ganz schön was erzählen - und ich könnte es ihm nicht verübeln."

Aber so wedelt Nero einfach nur mit dem Schwanz und freut sich seines Hundelebens.