Der Vorsitzende bekam eine klare Mehrheit. Es wird aber einen Prozess wegen Untreue geben.

"Ich bedanke mich für das Vertrauen und für die Wahl." Werner Sommer schaffte es erneut, als erster Vorsitzender des Tierschutzvereins Winsen und Umgebung wieder gewählt zu werden. Ungeachtet der Vorwürfe wegen Untreue, die ihn seit Monaten belasten, hielten ihm 38 der anwesenden 67 stimmberechtigten Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend in der Winsener Stadthalle die Treue und bestätigten ihn in seinem Amt, das er 28 Jahre schon bekleidet. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Zwölf stimmten gegen eine Wiederwahl. Fünf enthielten sich, der Rest stimmte gar nicht mit.

Der Abend verlief nicht ohne Brisanz, schwebten doch Vorwürfe gegen Sommer im Raum, mit denen sich noch das Gericht beschäftigt. Zwei Anwälte waren anwesend.

Bereits in der Warteschlange vor dem Saal machten sich seine Sympathisanten mit Sätzen wie "wer Sommer an den Kragen will, den knacke ich nieder" Luft. Drinnen knisterte es zwischen seinen Freunden und den Anklägern.

Wie mehrfach berichtet ,haben die ehemaligen Vorstandsmitglieder Monika Richter, Andrea Gastorf und Volker von Sobbe-Grimberg Anzeige gegen den Vorsitzenden erstattet. Nachdem sie Einsicht in die Vereinsbücher und -konten nehmen konnten, werfen sie ihm nun unter anderem vor, Vereinsgelder für private Darlehen zweckentfremdet zu haben.

In der Mitgliederversammlung konnten sie jedoch nichts gegen Werner Sommer ausrichten. Ihr Antrag - er wurde von mehreren Personen gestellt - Sommer bereits vor der Wahl aus dem Verein auszuschließen, wurde mehrheitlich von 38 Mitgliedern abgelehnt. Im Gegenzug wurden die Anträge des Vorstands auf Ausschluss der beiden Frauen aus dem Verein angenommen. 34 Mitglieder stimmten für die Beendigung der Mitgliedschaft von Andrea Gastorf (21 Gegenstimmen, acht Enthaltungen) und 35 für die von Monika Richter (25 Gegenstimmen, sechs Enthaltungen). Dass die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen bei den jeweiligen Wahlen differierte, spielte während des gesamten Ablaufs keine Rolle. Es herrschte der Eindruck, dass nicht alle Anwesenden aufmerksam bei der Sache waren. Ein älteres Mitglied, das sich nicht an der Wahl beteiligte, sagte laut: "Ich weiß gar nicht, worum es hier eigentlich geht."

Die kritischen Mitglieder forderten eine ehrliche Stellungnahme zu den Vorwürfen. Werner Sommer gab zu, "dass ich einen Fehler gemacht habe, indem ich den Vorstand nicht darüber informierte, ein zinsloses, privates Darlehen aus den Vereinsgeldern vermittelt zu haben sowie eine Tierarztrechnung für einen privaten Hund aus der Vereinskasse übersehen habe. Beides wurde geklärt."

Zum Jahresergebnis des Vereins, das ein Minus von 107 386 Euro aufweist, nahm Werner Sommer in Kurzfassung Stellung. Das Defizit sei dadurch entstanden, dass es 2008 keine Erbschaften und weniger Spenden gab, als im vergangenen Jahr, das mit 212 120 Euro noch deutlich positiver abgeschlossen wurde. Fehlende Zuschüsse, höhere Tierarzt- und Personalkosten sowie Baumaßnahmen im Hause in Höhe von 69 293,05 Euro würden negativ zu Buche schlagen. "Die Summe ist jedoch durch Vereinsgelder gedeckt", sagte Sommer der Versammlung.

Enttäuscht, aber nicht resigniert, verließen die ausgeschlossenen ehemaligen Vorstandsmitglieder Monika Richter (56) und Andrea Gastorf (45) die Versammlung: "Leider sind wir mit unseren Ideen und Vorschlägen gescheitert. In diesem Verein geht es doch schon lange nicht mehr um den Tierschutz. Wir machen weiter mit einem eigenen Konzept."

Nachdem nun sämtliche Unterlagen des Tierschutzvereins von der Staatsanwaltschaft Lüneburg geprüft worden sind und der Vorschlag gemacht wurde, Werner Sommer eine Geldbuße zahlen zu lassen, um einen mit hohen Gerichtskosten verbundenen Prozess zu vermeiden, hat das Amtsgericht Winsen jetzt signalisiert, dem nicht zuzustimmen. "Vielmehr muss der Sachverhalt in einem Prozess geklärt werden", sagte Albert G. Paulisch, Direktor des Amtsgerichts.