Die Familie Lingsteding lebt das Ehrenamt. Bernd Lingsteding (44) kocht in der Feldküche der Harburger Johanniter-Unfall-Hilfe. Seine Schwester Anke (25) kocht ebenfalls für die Johanniter bei Katastrophenübungen, Großveranstaltungen und Dorffesten.

- Auch Mutter Brigitte (65) und Vater Ernst (70) Lingsteding sind ehrenamtlich für den Kreisverband Harburg der Johanniter tätig: Beide kochen in der Feldküche und beide betreuen Menschen, die evakuiert werden mussten, zum Beispiel bei Großbränden.

"Ich bin da mit hinein gewachsen in das Ehrenamt", sagt Anke. Für sie ist es eine große Herausforderung, nicht nur für die Familie, sondern auch mal für 1000 Menschen Gulasch zu kochen oder Schnitzel zu braten. "Das macht total viel Spaß. Unser nächster Großeinsatz wird der evangelische Kirchentag in Bremen sein."

Die Geschwister Lingsteding gehörten am Sonnabend zu etwa 100 Ehrenamtlichen, die ihr Hobby im Harburger Rathaus auf der "3. Harburger Freiwilligen Börse" vorstellten. Rund 40 Einrichtungen aus den Bereichen Soziales, Umwelt und Kultur, die im Hamburger Süden ansässig sind, informierten über ihre Arbeit. Ob Hospizverein für den Hamburger Süden, Weißer Ring, Demenznetz Wilhelmsburg oder Amnesty International: Alle warben dafür, dass noch mehr Ehrenamtliche bei ihnen mitmachen. Organisiert hatte den Tag im Rathaus das Freiwilligen Forum Harburg.

Die katholische Seelsorgerin Anita Merschendorf (45) sucht Helfer, die als "grüne Damen und Herren" in der Harburger Helios Mariahilf Klinik wirken möchten. Die Ehrenamtlichen ziehen einen grünen Kittel an "und sorgen dafür, dass es im Krankenhaus etwas menschlicher zugeht", sagt die Seelsorgerin. Die "grünen Helfer" nehmen sich drei bis vier Stunden pro Woche Zeit und gehen auf die kleinen, persönlichen Wünsche der Patienten ein: Sie besorgen Telefonkarten, spazieren mit den Kranken im Garten, besorgen Zahnpasta oder schreiben einen Brief. Allein am Sonnabend interessierten sich zwölf Harburger für dieses Ehrenamt.

Auch Kirsten Binding (44) und Gaby Laskowski (53) suchen "dringend Verstärkung" - und zwar für die Kindertierwiese in Sandbek. Hier erfahren Kinder donnerstags, freitags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr den Umgang mit Tieren: Meerschweinchen, Ziegen, Hängebauchschweine, Kaninchen und der Kater Merlin warten auf die Mädchen und Jungen. "Wir achten darauf, dass die Kinder liebevoll mit den Tieren umgehen und sie nicht jagen oder quälen", sagt die kaufmännische Angestellte Gaby Laskowski, die seit zehn Jahren im Verein ist. "Gerade haben wir begonnen, noch eine Wasserspielstraße zu bauen."

Frederik Schawaller (27) aus Hausbruch, Ana Fernandez (34) aus Marmstorf und Gabriele Monska (60) aus Fischbek engagieren sich in der Gruppe Süd des Naturschutzbundes Nabu. "Ich bin beim Nabu, weil man hier vor der eigenen Haustür etwas für die Natur tun kann und auf Gleichgesinnte trifft", sagt Ana Fernandez. Gabriele Monska ist Mitglied im Nabu, "weil in den letzten Jahrzehnten sehr viel Natur im Hamburger Süden verschwunden ist". Bereits vor 30 Jahren hat sie sich "einen symbolischen Quadratmeter Land" in Rübke gekauft, um den Bau der Autobahn 26 zu verhindern.

Um Menschen, die auf Reisen in Not geraten, geht es Ingeborg Beuke (69) aus Meckelfeld. Sie arbeitet für die Bahnhofsmission am Bahnhof Harburg und am Hamburger Hauptbahnhof. Sie kam zur Mission, weil die ihrer behinderten Tante einmal geholfen hatte: "Der Zug meiner Tante kam in Harburg auf einem anderen Gleis an, und ich hatte Verspätung. Bis zu meiner Ankunft haben sich die Mitarbeiter der Bahnhofsmission rührend um meine Tante gekümmert."

Der Hilfsdienst für Reisende hat Ingeborg Beuke so imponiert, dass sie jetzt schon seit 16 Jahren ehrenamtlich für die Bahnhofsmission arbeitet: zwei- bis dreimal die Woche, je sechs Stunden lang. (arus)