Der EM-Spielführer von Matthias Popien

Auf den "Look" kommt es fast überall an. Das gute Aussehen sei oft wichtiger als das Können, beklagen Gesellschaftskritiker. Auf dem Fußballplatz ist das anders. Hier darf auch Hässlichkeit mitspielen. Wir nennen keine Namen von Spielern, aber in diesen Tagen der Europameisterschaft, in denen im Fernsehen ständig Kicker in Großaufnahme zu sehen sind, kann sich jeder selbst davon überzeugen, dass Mario Gomez mit seinen schönen Haaren eher die Ausnahme als die Regel ist.

Ein "No-Look-Pass" kann nicht nur von hässlichen, sondern auch von attraktiven Fußballern gespielt werden. Der Pass trägt diesen Namen nicht, weil es am Aussehen mangelt - es mangelt am Sehen. Er funktioniert so: Der Spieler passt den Ball zu einem links oder rechts oder weiter vorn stehenden Kollegen, ohne dorthin zu sehen. Würde er es tun, gäbe er dem Gegner einen Hinweis darauf, was er gleich mit der Kugel anstellen wird.

Der "No-Look-Pass" soll den Gegner verwirren. Er soll ihn überraschen und aus dem Konzept bringen. Er erfüllt damit dieselbe Funktion, die der "Look" außerhalb des Fußballplatzes hat.

Praxistipp: Sie kommen in eine Polizeikontrolle. Zücken Sie Ihren Personalausweis und reichen Sie ihn dem Polizisten, ohne ihn anzusehen. Sagen Sie: "Das ist ein No-Look-Pass."

An jedem EM-Spieltag erklären wir Ihnen die eigenwilligen Regeln der Fußballsprache und sagen, wie Sie das Erlernte anwenden können