Der EM-Spielführer von Matthias Popien

Eine Trennung ist immer schmerzhaft, sagen Scheidungsexperten. Nicht selten wird dabei geweint. Auch Fußballreporter sind Scheidungsexperten. Gern erzählen sie uns, welcher Spieler gerade seinen Verein verlassen will. Kein Spiel der deutschen Mannschaft vergeht, ohne dass uns die Reporter berichten, dass Lukas Podolski vom 1. FC Köln zu Arsenal London wechselt. Sie verwenden in solchen Fällen eine ganz besondere Formulierung: "Podolski verlässt den Verein in Richtung England."

Es ist ein Versuch der Rücksichtnahme. Weil die Trennung von Podolski schmerzhaft ist und den Kölner Fans die Tränen in die Augen treibt, wird der neue Verein des Mannes mit dem kraftvollen Schuss nicht genannt. Der Fußballreporter, der ja auch Journalist ist, tut damit Verbotenes. Er flüchtet sich ins Vage. Denn wer Köln "in Richtung England" verlässt, der trifft am Wegesrand auf viele denkbare Podolski-Arbeitgeber. Auf den FSV 09 Geilenkirchen etwa oder auf den SV Waldfeucht-Bocket. Aber Podolskis Verabschiedung "in Richtung England" klingt nach Urlaub, nach Sprachkurs - und eben nicht nach einem neuen Verein. Und damit auch nicht nach Verrat am alten Verein.

Praxistipp: Sagen Sie Ihrem Mann, wenn es wirklich einmal so weit kommen sollte: "Ich verlasse dich in Richtung anderer Mann."

An jedem EM-Spieltag erklären wir Ihnen die eigenwilligen Regeln der Fußballsprache und sagen, wie Sie das Erlernte anwenden können