Harburg. Die gelb-schwarz gestreiften Tierchen können durch einen Stich ihres Giftstachels große Schwellungen hervorrufen, die bei Auftreten im Hals- oder Rachenraum sogar zum Erstickungstod durch Zuschwellen der Atemwege führen können.

So oder so ähnlich könnte eine durchaus gerechtfertigte Warnung vor Bienen aussehen, bei der jeder Leser allerdings nur müde schmunzeln müsste. Doch es ist der Eichenprozessionsspinner (EPS), vor dem auf diese Weise gewarnt wird. Auch das Hamburger Abendblatt berichtete von einem Fall in Stillhorn. Bei Detlef Gumz, Abteilungsleiter für Naturschutz und Landschaftspflege im Landkreis Harburg, wiegelt ab. "Ich halte es für übertrieben, Panik vor dem Eichenprozessionsspinner zu machen wie die Hamburger. Es ist einfach nicht gerechtfertigt", sagt er.

Das Vorgehen des Landkreises gegen den EPS ist in vielen Aspekten weniger forsch als in der Stadt Hamburg. Meldepflicht für beobachtete Kolonien besteht nicht. Der Besitzer des Grundstückes, auf dem eine Kolonie entdeckt wird, darf selbst bestimmen, wie er mit dem Fund umgeht, es sei denn, Nachbarn würden beeinträchtigt. Dies mag daran liegen, dass die Raupe im ländlichen Gebiet schon lange alles andere als unbekannt ist. Sie gilt in Deutschland sogar als heimische Art. "Nur weil es jetzt erste Fälle in Hamburg gibt, sollte man nicht überreagieren. Es wird der Eindruck erweckt, als müsse man alles Neue sofort bekämpfen. Dabei ist die Natur dynamisch. Ist eine Grenze erreicht, dreht sie das Rad selbst zurück", meint Gumz.

Der EPS drängt durch die globale Erwärmung derzeit nach Norden und nistet somit auch auf Eichen in Hamburg. Jedoch kann der aktuelle Fall in einem Autobahnohr am Kreuz Hamburg-Süd den ... nicht von einer akuten Gefahr für die Bevölkerung überzeugen: "Auf ein Autobahnohr gelangen sowieso keine Bürger."

Auch auf öffentlichen Grünflächen geht der Landkreis nicht sofort zum Schutze der Bevölkerung gegen Nester des EPS vor. Stattdessen stellt er Warnschilder auf, die vorbeikommende Bürger auf die Raupe aufmerksam machen sollen. Somit sei vor der Gefahr gewarnt und mögliche Symptome könnten hinterher einfacher den Brennhaaren des EPS zugeordnet werden, so Gumz. "Wenn man den Bäumen nicht zu nahe kommt, besteht da gar keine Gefahr", fügt er hinzu.