Marmstorfer Grundschüler unterstützen ein Projekt in Südafrika. Jetzt waren Kinder aus dem Township bei Kapstadt zu Besuch in Marmstorf.

Harburg. Das Kap der guten Hoffnung ist für die Mädchen und Jungen der Grundschule Marmstorf weit mehr als nur ein geografisch markanter Punkt im Süden Afrikas. Denn keine 50 Kilometer vom Zentrum der Metropole Kapstadt entfernt gibt es im Township Sir Lowry's Pass in der Stadt Somerset West jenes Projekt, das für viele Schüler und ihre Lehrer längst zur Herzensangelegenheit geworden ist: Hope and Light. Für 24 Kinder bedeutet das Children Village - englisch für Kinderdorf - tatsächlich Hoffnung und Licht. Weil ihre Zukunftsaussichten ohne die Hilfe aus Deutschland deutlich schlechter wären.

"Es geht uns zu Herzen, wenn wir spüren, wie gern ihr teilt und abgebt. Dafür sind wir dankbar. Was ihr für unsere Kinder tut, macht uns sehr glücklich", sagt Barbara Tofaute, 61, die in Südafrika die Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins als Vorsitzende koordiniert. Kürzlich hat sie mit drei Kindern die Marmstorfer Grundschule besucht. Sie zeigte sich beeindruckt von der Herzlichkeit und Wärme, mit der ihre Schützlinge empfangen wurden. So erhielten die Erstklässler Waylin, Keeshe und Macnesia von der Klasse 1c persönliche Geschenke, etwa englischsprachige Märchenbücher, Spielesammlungen und Freundebücher, aber auch T-Shirts mit dem Logo der Schule. Gemeinsam wurde in den Klassen und auf dem Schulhof gespielt und gelacht. Dabei erfuhren die Marmstorfer Schüler auch viel über Südafrika. Und wie sich das Leben der Kinder im Township von Sir Lowry's Pass durch den Verein Hope and Light verändert hat.

"Inzwischen leben in vier Häusern insgesamt 24 Kinder", berichtet Klaus Thormann, Konrektor der Grundschule Marmstorf. Viele seien Aidswaisen, andere kämen aus verwahrlosten Verhältnissen. "Die Mitarbeiter von Hope and Light bemühen sich, den Kindern eine gute, familiäre Atmosphäre zu bieten. Sie werden aber auch psychologisch und ärztlich versorgt", sagt der 64-Jährige. Im Kindergarten werden bis zu 120 Kinder betreut, außerdem kümmere sich der Verein um weitere 40 ältere Kinder, die in umliegenden Schulen unterrichtet werden.

Da viele Klassen in Somerset West überfüllt und die Lehrer oftmals hoffnungslos überfordert sind, hat Hope and Light vor zwei Jahren eine eigene Grundschule für 60 Kinder eröffnet. Der Bedarf ist aber immens, sodass der Verein einen Neubau plant.

Den Kontakt zu Hope and Light hat Thormann selbst hergestellt. Seit zehn Jahren reist er regelmäßig nach Südafrika. Als er im Oktober 2010 mit seinem Lehrerkollegen Reiner Barczyk wieder einmal in Kapstadt weilte, wurden die beiden von Freunden auf das Projekt in Somerset West hingewiesen. "Wir waren uns sofort einig, dass man hier konkreter helfen kann als mit einer anonymen Spende", sagt Thormann. So hätten sie Hope and Light im Kollegium vorgestellt und sofort viel Zustimmung erfahren.

Innerhalb von nur sechs Wochen wurde ein Kalender mit Kinderzeichnungen aus dem Kunstunterricht geplant und gedruckt. 700 Euro kamen durch den Verkauf zusammen. Die komplett an den Verein überwiesen werden konnten, weil die Haspa die Druck- und Herstellungskosten in Höhe von 300 Euro übernommen hatte. "Dadurch konnten 27 Erstklässler mit Schulranzen und einer gefüllten Federtasche ausgerüstet werden", berichtet Thormann.

Fortan riss die Spendenbereitschaft an der Grundschule Marmstorf nicht mehr ab. Beim Benefizkonzert des Marmstorfer Schülerorchesters und des Schulchors kamen knapp 500 Euro für einen Sandkasten im Village zusammen. Zudem wurden per Container Schuhe, Kinderkleidung, Gardinen und vieles mehr nach Südafrika geschickt. Doch auch auf jeder privaten Reise ist Thormann schwer beladen. "Früher waren die Fluggesellschaften deutlich entgegenkommender, Hilfsgüter ohne Zusatzkosten mitzunehmen", sagt er. Das sei heute vorbei, selbst bei der Lufthansa. "Deshalb reise ich zumeist nur mit Emirates, da ich hier wenigstens 30 Kilo Freigepäck habe."

Zum Glück hat er jetzt aber einen neuen Kooperationspartner für den Transport der Marmstorfer Hilfslieferungen gefunden: das norddeutsche Küchenstudio "Die Küchenschau" in Siek bei Ahrensburg. Da die Firma mit der "Kitchen-Show" einen Ableger in Südafrika betreibt, verschifft sie oft ganze Küchen in Containern. "Weil die nicht immer ganz voll sind, haben sie für uns im November 2011 erstmals je vier Kinderroller und Kinderfahrräder mitgenommen", berichtet Klaus Thormann. Demnächst werden es wieder zwei große Kisten mit Buntstiften, Bleistiften und Schreibblöcken sein.

Bei der Sammelaktion im Dezember 2011, an der sich die Haspa erneut mit 300 Euro beteiligte, kamen fast 1000 Euro zusammen. Für die Grundausstattung der Erstklässler des Schuljahres 2012, das in Südafrika im Januar beginnt. Bildung bedeutet Zukunft.

"Deshalb wird die Grundschule Marmstorf auch in Zukunft Hope and Light unterstützen", sagt Klaus Thormann. Er freut sich schon auf die großen Sommerferien. Und das Wiedersehen mit Patenkind Masi, 5, einer Aidswaise aus dem Township Sir Lowry's Pass, am Kap der guten Hoffnung.