Der Hamburger Nachbar will eine öffentliche Hundefreilauffläche schaffen - aber ein passendes Grundstück fehlt bislang noch.

Neu Wulmstorf. Die Gemeinde Neu Wulmstorf (21.600 Einwohner) am Hamburger Stadtrand ist städtischer als die meisten Menschen meinen: Die 1125 dort gemeldeten Hunde haben kaum mehr eine Möglichkeit, das ganze Jahr über ohne Leine zu laufen. Deshalb überlegt die Gemeindeverwaltung jetzt, eine öffentliche Hundefreilauffläche einzurichten - es wäre die erste Wiese dieser Art im gesamten Landkreis Harburg. Unklar ist, wo die Vierbeiner sich überhaupt tummeln dürften. Denn die Gemeinde besitzt keine geeignete zentrale Fläche. Sie müsste kaufen oder pachten.

Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss hat dennoch auf Antrag der SPD am Donnerstagabend einstimmig die Verwaltung beauftragt, alle Möglichkeiten für eine Hundewiese zu prüfen. Freier Auslauf für Hunde in Neu Wulmstorf - was ist so kompliziert daran? Die Antworten auf sechs zentrale Fragen:

Warum haben Hunde so wenige Möglichkeiten zum freien Auslauf?

Neu Wulmstorf ist zwar von streng geschützter Natur umgeben. Aber gerade das wird zur Last für Hunde: In den beiden Naturschutzgebieten Fischbeker und Wulmstorfer Heide sowie im EU-Vogelschutzgebiet "Moore bei Buxtehude" herrscht Leinenzwang. Auf öffentlichem Grün und an Gewässern sieht die Gefahrenabwehrverordnung eine Anleinpflicht vor - damit fällt das Gelände am Schulsee hinter dem Rathaus weg. Vor allem, weil sich dort viele Kinder aufhalten, will die Verwaltung es bei dem Leinenzwang am Schulsee auch belassen. Und selbst in der Feldmark dürfen Hunde nicht immer frei toben: Wegen der Brut- und Setzzeit gilt vom 1. April bis 15. Juli ein Leinenzwang für Hunde.

Wo dürfen überhaupt zentral in Neu Wulmstorf Hunde frei laufen?

Theoretisch auf der Straße, selbst auf der Geschäftsmeile, der Bahnhofstraße. In der Praxis ist ein Herumtoben auf den Straßen des dicht besiedelten Ortes nicht möglich. Einzige Möglichkeit daher: "Es gibt Wege an der Bahn", sagt Ordnungsamtsleiterin Nina Nadstazik. Diese Wege seien auch noch nicht Naturschutzgebiet. In dieser Gegend, nahe des Park&Ride-Platzes am Bahnhof, könnte sich auch Sven Gottschewsky (SPD) die gemeindeeigene Hundefreilauffläche vorstellen.

Gibt es ein Recht auf freien Auslauf für Hunde?

Der SPD-Politiker Sven Gottschewsky hat den Antrag für eine gemeindeeigene Hundefreilauffläche gestellt. Er weist darin auf § 2 Abs. 1 der Tierschutz-Hundeverordnung hin: "Einem Hund ist ausreichend Auslauf im Freien außerhalb eines Zwingers oder einer Anbindehaltung sowie ausreichend Umgang mit der Person, die den Hund hält, betreut oder zu betreuen hat, zu gewähren. Wegen der Brut- und Setzzeit, argumentiert Gottschewsky, könne ein Hundehalter dieser Verpflichtung nicht das ganze Jahr über nachkommen.

Wie kontrolliert die Gemeinde den Leinenzwang?

Zwei Mitarbeiter des Neu Wulmstorfer Ordnungsamtes im Außendienst achten "nebenbei", also wenn sie ohnehin unterwegs seien, auf die Leinenpflicht. Kontrollen, so Ordnungsamtsleiterin Nina Nadstazik, gäbe es vor allem während der Brut- und Setzzeit vom 1. April bis 15. Juli. Das Gesetz sieht Strafen bis 5000 Euro vor.

Was ist so kompliziert daran, eine Hundewiese zu schaffen?

Davon abgesehen, dass die Gemeinde nach "einer ersten Überprüfung" keine passendes Grundstück im Bestand hat: Eine Rechtsgrundlage oder ein Vermerk zur Schaffung von Hundefreilaufflächen ist der Neu Wulmstorfer Verwaltung nicht bekannt. Neu Wulmstorfs Planungsamtsleiter Thomas Saunus hat verschiedene Modelle ausgemacht: In Hamburg gäbe es eingezäunte Quartiere. In Hannover seien Regelungen in öffentlichen Grünanlagen getroffen worden. Denkbar sei auch die Zusammenarbeit mit einem privaten Verein. Möglicherweise könnte die Hundeschule "Hundsgenau" aus Daerstorf ein Partner werden. Das soll die Verwaltung prüfen. Lärmemissionen seien ein Problem. "Wir müssen prüfen", so Nina Nadstazik, "ob wir Anliegern das Hundegebell zumuten können."

Wird die Gemeinde Dog-Stations aufstellen?

Die Verwaltung hat von den Politikern den Auftrag erhalten, Standorte für Dog-Stations, also Mülleimer mit Gassibeuteln für Hundekot, zu prüfen. Ein Versuch in der Vergangenheit am Schulsee habe zu Vandalismus geführt, sagt Nina Nadstazik. Die Tüten wurden herausgerissen und in die Gegend geworfen. Möglicherweise sei es besser, zusätzliche Abfallbehälter aufzustellen. Ein erneuter Test mit Dog-Stations sei aber durchaus denkbar.