Nach einer Strafanzeige hatte die Polizei die Installation “Gedenken“ zwischenzeitlich entfernt

Harburg. Die umstrittene Kunstinstallation an Grabsteinen im Park "Alter Friedhof" ist nach ihrem rätselhaften Verschwinden kurz vor Eröffnung des Temporären Kunstpfades Harburg am vergangenen Sonnabend jetzt doch zu sehen. Die Veddeler Künstlerin Karin Boine hat gestern ihre mit gereimten Schlagzeilen bedruckten Leichentücher von der Polizei zurückerhalten und an insgesamt 13 Grabsteinen auf dem früheren Friedhof installiert.

Es waren ausgerechnet Mitarbeiter des behördlichen Ordnungsdienstes (BOD), die sich von den teils rauen Kurznachrichten in Versform zu Thema Tod offenbar provoziert gefühlt hatten. Am Wochenende erstatteten sie bei der Polizei Anzeige wegen Störung der Totenruhe. Die Polizei entfernte daraufhin die Kunstinstallation - ohne die Künstlerin oder den Veranstalter des Kunstprojektes zu informieren. 70 Besucher zur Eröffnung des Temporären Kunstpfades Harburg, darunter Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, blickten irritiert ins Leere.

Nach einem Anruf der Polizei beim Helms-Museum konnte Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss den Irrtum aufklären. Karin Boine durfte ihr Kunstwerk bei der Polizei abholen. Eines ihrer insgesamt 14 bedruckten Leichentücher ist allerdings verschollen. Das Bezirksamt habe ihre Installation mit dem Titel "Gedenken" genehmigt, sagt Karin Boine. Der "Alte Friedhof" sei eben kein Friedhof mehr, sondern ein öffentlicher Park. Die Künstlerin geht davon aus, dass die Anzeige gegen sie eingestellt werde. Die Diskussion um die Kunst an Grabsteinen geht offenbar weiter. Wie gestern zu hören war, störe sich mancher an einer gereimten Kurznachricht, die sich, ohne den Namen zu nennen, auf den Freitod des früheren Fußball-Nationaltorwarts Robert Enke bezieht. Die Künstlerin beteuert, nicht provozieren zu wollen. Karin Boine: "Ich möchte die Menschen mit meiner Arbeit berühren."

Temporärer Kunstpfad Harburg "Ein paar Tage im Sommer", bis Sonntag, 17. Juni. Führungen: Mittwoch, 6. Juni, und Sonnabend, 16. Juni, jeweils 14 Uhr, Treffpunkt vor dem Helms-Museum, Museumsplatz