Mehr Geld für mehr Betreuung: Ein elfstündiger Krippenplatz soll in Winsen monatlich bis zu 624 Euro kosten. 2013 soll die Änderung greifen.

Winsen. Eltern, die ihre Kinder in Winsener Kitas betreuen lassen, sollen künftig höhere Beiträge zahlen. Die Stadtverwaltung hat eine neue Gebührenordnung erarbeitet und informiert bereits mit Flyern in den Kitas über die geplanten Änderungen, die vom 1. Januar 2013 an gelten sollen.

Bisher zahlen die Eltern im Durchschnitt knapp 14 Prozent der Kosten für einen Kitaplatz - künftig sollen es knapp 20 Prozent sein. Die Grundidee: Wer mehr Betreuung nutzt, zahlt auch mehr Geld. Die Stundensätze für Vormittags- und Nachmittagsbetreuung sollen künftig gleich sein: Zwischen 77 Cent für Eltern, die wenig verdienen, und 1,89 Euro für Vielverdiener. Die Pläne der Verwaltung sehen eine Staffelung der Beiträge nach 17 Einkommensstufen vor, bisher sind es sechs.

So soll beispielsweise ein Acht-Stunden-Platz im Kindergarten für Eltern mit mittlerem Einkommen 228 Euro im Monat kosten, ein Krippenplatz 319 Euro. Die Kosten reichen von 66 Euro in Stufe 1 für einen vierstündigen Kindergartenplatz bis zu 624 Euro in Stufe 17 für einen elfstündigen Krippenplatz.

Für Kinder, die am 1. Januar 2013 bereits eine Einrichtung besuchen, wird der Beitrag um höchstens 20 Prozent angehoben. Wechseln sie in Kindergarten oder Hort, gelten die neuen Gebühren. Die Verwaltung verspricht mehr Transparenz und Gerechtigkeit. Vor allem aber sitzt der Stadt der notwendige Ausbau der Kinderbetreuung im Nacken.

"Wenn wir mehr Kitaplätze schaffen und in Qualität und Flexibilität investieren wollen, kostet das. Ohne höhere Elternbeiträge können wir den Ausbau nicht bezahlen", sagt Bürgermeister André Wiese (CDU). Die Stadt habe im vergangenen Jahr 5,7 Millionen Euro für Kinderbetreuung gezahlt, 2007 seien es noch 2,3 Millionen Euro gewesen. "Deshalb sehen wir uns gezwungen, dem Rat diesen Vorschlag zu machen." Der Bedarf werde in den kommenden Jahren "sprunghaft steigen", so Wiese, deshalb müsse die Stadt rechtzeitig gegensteuern. Zudem seien die Kindergartengebühren seit 1993 unverändert geblieben. Auch nach der Erhöhung würde die Kinderbetreuung für Eltern in Winsen im Vergleich zu Nachbarkommunen wie Buchholz, Lüneburg oder Hamburg "sehr günstig" sein.

Kritik kommt von SPD, Grünen und Winsener Liste. "Die geplanten Beitragssteigerungen lehnen wir in aller Deutlichkeit ab. In einer Familienstadt müssen sich alle gemeinsam dafür einsetzen, dass es Kindern gut geht", sagt Eike-Christian Harden vom SPD-Ortsverein und verweist darauf, dass die Beiträge teilweise mehr als verdoppelt werden. Zudem fehle eine vernünftige Planungsgrundlage für den Ausbau. "Ohne mit den Eltern gesprochen zu haben, kann niemand ihre Bedürfnisse berücksichtigen", sagt Harden. Zwar begrüße die SPD Investitionen in die Betreuungsqualität. Vorrang habe jedoch, für jedes Kind einen Platz zu schaffen. Auch die Winsener Liste lehnt die Pläne ab. Ziel sei vielmehr, die Kita-Gebühren schrittweise abzuschaffen, sagt der Fraktionsvorsitzende Heinrich Riedel. Ratsmitglied Tobias Müller kritisiert auch das Vorgehen der Stadt. "In Winsen beschließt eine Gebührenerhöhung immer noch der Rat und nicht der Bürgermeister. Aber hier scheint man sich ob der aktuellen Mehrheiten seiner Sache sehr sicher zu sein." Die CDU stellt die größte Fraktion im Rat.

Die Ratsfraktion der Grünen sieht zwar auch Bedarf, die Elternbeiträge für Krippen und Horte, in denen die Betreuung intensiver als im Kindergarten ist, zu erhöhen. Für die Elementargruppen lehnt sie die geplante "drastische Erhöhung", so Fraktionsvorsitzender Bernd Meyer, aber ab. Er kritisiert auch, dass die Verwaltung an keiner Stelle darüber informiert, wie sich die Erhöhung konkret auf die derzeitigen Beiträge auswirkt. "Eine Überprüfung ist nicht möglich und anscheinend auch nicht gewollt." Deshalb fordert die Gruppe Grüne/Linke in einem Fragenkatalog an die Verwaltung unter anderem eine solche Übersicht als Entscheidungsgrundlage für die Ratsmitglieder. Außerdem vermisst die Gruppe Vorschläge, wie der Anteil des Landes Niedersachsen an den Kosten erhöht werden könne. Generell wird eine Drittelung der Kosten zwischen Land, Kommune und Eltern angestrebt. Niedersachsen komme jedoch seit Jahren seiner Verpflichtung, die Kommunen beim Ausbau der Kinderbetreuung ausreichend zu unterstützen, nicht nach, sagt Meyer. Das Land übernimmt 43 Prozent der Personalkosten in den Krippen, 20 Prozent in den Kitas und Horten sowie die Kosten für das letzte Kindergartenjahr.

Derzeit werden in den Kitas in der Stadt Winsen und ihren Ortschaften 1288 Kinder in Elementargruppen, 240 Kinder im Hort und 157 Krippenkinder betreut, unter anderem in acht Kitas des DRK Harburg Land. Dass Eltern, die mehr Betreuungsstunden in Anspruch nehmen, auch mehr zahlen, hält Geschäftsführer Roger Grewe grundsätzlich für richtig. "Natürlich wäre es ein Traum, wenn der Kitabesuch völlig kostenfrei wäre, aber da muss der Bund ran." Es sei allerdings auffällig, dass die Stadt viele Jahre nichts unternommen habe, obwohl die Personalkosten deutlich gestiegen seien. "Jetzt fällt das natürlich umso mehr ins Gewicht."

Die Pläne der Verwaltung sind Thema im Ausschuss für Schulen und Kitas am 14. Juni, um 17.30 Uhr in der Schule Am Ilmer Barg, Haidweg 10 in Roydorf. Der Rat könnte noch vor der Sommerpause einen Beschluss fassen.