Kürzungen in Offener Kinder- und Jugendarbeit höher als von der Verwaltung ausgewiesen

Harburg. Das Löwenhaus und das Spielhaus im Kinderzentrum Kennedy-Haus sind quasi Nachbarn im Phoenix-Viertel. Eigentlich trennt sie nur die Kalischerstraße, an der beide Einrichtungen liegen. Hier wie dort werden Kindern und Jugendlichen sogenannte Offene Freizeitangebote gemacht, die sie auf freiwilliger Basis wahrnehmen können. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Während das Kennedy-Haus in der Regie des Bezirksamtes von Mitteln der öffentlichen Hand abhängig ist, wird das Löwenhaus des Arbeiter-Samariter-Bundes ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge der ASB-Mitglieder und Spenden finanziert.

Weil der Senat die Mittel für die Offene Kinder- und Jugendarbeit um zehn Prozent kürzen will, stehen die Angebote im Kennedy-Haus jetzt zur Disposition. Es steht auf der "schwarzen Liste" mit jenen 18 Projekten, bei denen das Bezirksamt erhebliches Einsparpotenzial sieht. Laut Sozialdezernent Holger Stuhlmann werden die Zuweisungen für Harburg voraussichtlich um 236 100 Euro gekürzt. Da das Bezirksamt das Kennedy-Haus pro Jahr mit 84 472 Euro fördert, scheint es besonders gefährdet. Nur drei andere Projekte beziehen mehr Geld von der Verwaltung. Überdies gibt es ganz in der Nähe eben nicht nur das ASB-Löwenhaus, auch das Jugendprojekt Mopsberg im Stadtteilzentrum Feuervogel.

Es gebe bislang keine Präferenzen für Kürzungen durch das Bezirksamt, versichert Stuhlmann: "Es besteht die Möglichkeit, das Defizit gleichmäßig auf alle Einrichtungen zu verteilen, oder aber im Rahmen von Prioritätensetzung eine Auswahl von Projekten zu kürzen." Zudem würden auch die geplante Entwicklung der Ganztagsschulen sowie Erkenntnisse der Jugendhilfeplanung und Sozialraumbeschreibungen in die Überlegungen einfließen.

Heinke Ehlers, die Vorsitzende des Harburger Jugendhilfeausschusses, hält den von Stuhlmann genannten Fehlbetrag von 236 100 Euro indes nur für "die Hälfte der Wahrheit". Er habe offenbar die Bereiche "Förderung der Erziehung in der Familie" und "sozialraumorientierte Angebote" abgetrennt. "Die gehören für uns aber da mit hinein", so die Grünen-Politikerin. Weshalb die tatsächliche Kürzung nicht nur 236 100 sondern gar knapp 400 000 Euro betrage.

Am meisten sorgt sich Heinke Ehlers um den Fortbestand des Spielhauses Sandbek am Ohrnsweg: "Weil dort auch ein erheblicher Sanierungsbedarf am Gebäude besteht." Die "schwarze Liste" werde jetzt jedenfalls im Ausschuss diskutiert. Mit einem Beschluss sei aber erst im September zu rechnen.

Heinke Ehlers hofft unterdessen, dass der Senat seine Streichpläne bis dahin vielleicht selbst wieder kassiert: "Der Gegenwind, auch aus SPD-geführten Bezirken wie Altona oder Eimsbüttel, ist beträchtlich." Umso enttäuschender sei es daher, dass sich die SPD Harburg bislang nicht gegen die geplanten Kürzungen stark gemacht habe.