Harburger Politiker setzen sich für Barrierefreiheit in Cranz ein. HPA und Hochbahn prüfen

Cranz. Der eindringliche Protest der Cranzer Bürger wegen der nicht barrierefreien Rollbrücke am Alten Este-Sperrwerk zeigt Wirkung. Die Harburger Bezirksversammlung hat sich jetzt dafür eingesetzt, an der Brücke kurzfristig provisorische Rampen anzubringen. Auch der innerörtliche Buspendelverkehr soll unverzüglich eingerichtet werden.

Mit diesem Beschluss wären zumindest theoretisch die wichtigsten Forderungen der Cranzer Bürger erfüllt, die seit der Sperrung des Este-Sperrwerks wegen Reparaturarbeiten quasi von der Außenwelt abgeschnitten sind. Wie das Abendblatt berichtete, können Autofahrer seit April den Ort in Richtung Osten nur über den Umweg über Hove und Neuenfelde verlassen. Auch die Buslinie 150 nach Altona fährt nicht mehr ihre gewohnte innerörtliche Linie, sondern startet östlich der Este an der Ersatzhaltestelle Alter Fährweg. Dementsprechend hat sich die Rollbrücke über die Este zum Nadelöhr für all diejenigen entwickelt, die kein eigenes Auto besitzen und auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.

Allerdings schränkt die Tatsache, dass die mehr als 40 Jahre alte Brücke an beiden Enden nur über relativ schmale und steile Treppen zu begehen ist, den Nutzerkreis sehr ein. Ältere oder behinderte Menschen, Eltern mit Kinderwagen und selbst Radfahrer können sie gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten passieren - ein unhaltbarer Zustand, wie nicht nur die Cranzer Bürger finden, sondern auch die Fraktionen von Grüne, SPD, CDU, Linke und FDP in der Harburger Bezirksversammlung.

In einem interfraktionellen Dringlichkeitsantrag hatten sie auf den Misstand hingewiesen und ihn als unzumutbar eingestuft. Außerdem seien nicht nur die Cranzer Bürger selbst davon betroffen, sondern auch Ausflügler, Touristen und in Cranz arbeitende Menschen. Deshalb habe die fehlende Barrierefreiheit der Rollbrücke letztlich auch Auswirkungen auf die Gewerbetreibenden und die Gastronomie.

"Wir freuen uns unheimlich, dass es jetzt vorangeht", sagt Gudrun Schittek, die sich mit vielen anderen Bürgern für eine Rampe eingesetzt hatte. Dass es auf einmal so schnell gehe, habe sie sogar ein wenig überrascht. Allerdings weiß sie auch, dass der theoretische Beschluss nur das eine ist. Was tatsächlich passiert, liegt in den Händen der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), und die nimmt der Sache gleich etwas Wind aus den Segeln.

"Der Beschluss ändert nichts daran, dass wir bisher keine technische Möglichkeit gefunden haben", sagt Pressesprecher Alexander Schwertner. Eine seitliche provisorische Rampe, wie sie bisher in der Diskussion stand, sei unter anderem aus Gründen der Statik definitiv nicht möglich. HPA werde nicht aufhören zu prüfen, aber ob es letztlich eine Lösung gebe, könne er nicht sagen.

Ähnlich bedeckt reagiert auch die Hamburger Hochbahn auf die Forderung nach einem Buspendelverkehr. "Wir prüfen, wie wir die gewünschte Situation herstellen können", sagt Pressesprecherin Maja Weihgold. Fakt sei aber nun mal, dass ein ähnlicher Ersatzverkehr in Cranz im vergangenen Jahr kaum genutzt wurde.