Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Wohin ich auch schaue, sehe ich meine Mitmenschen quasi abgestempelt durch die Gegend laufen. Keine Sportjacke, kein Regenmantel oder Rucksack, der mir nicht erzählt, wo er herkommt. Hier ein Logo mit Wolfstatze, dort eine Hütte als Symbol, manchmal nur der Name, der, wenn nicht vorne links oben, dann hinten oben rechts prangt.

Manche sind besserer Herkunft, die scheinen die Damen und Herren Träger(innen) dann noch lieber zu zeigen. So begegnen sich Markenzeichen über Markenzeichen in der Öffentlichkeit und fast hegt man den Verdacht, dass sich die Liebhaber möglichst namenloser Kleidungsstücke outen als Leute, die keine Ahnung von Qualität haben. Sonst würden sie doch auch zu den Abgestempelten gehören.

Haben Sie mal genau hingeschaut, wo überall sich die In-Marken tummeln? Der Polospieler und das Krokodil auf den entsprechenden Shirts sind ja schon ganz alte Hasen, heute müssen die Brillenbügel aller Breiten dafür herhalten, für ihre Kreateure Werbung zu laufen. Ein Gestell ohne Initialen ist kaum zu finden. Stellt sich die Frage: Wo ist das Understatement, mit dem wir Nordlichter doch eigentlich ausgestattet sein sollten? Wem möchte man was zeigen, wenn man seine Karls und Hugos und Ralphs und Donnas durch die Stadt führt? Und die Handtaschen so auf dem Beistelltischchen platziert, dass ganz prima zu erkennen ist, was auf dem Schild steht.

Vielleicht ist es einfach beruhigend, sich an die Schöpfung großer Könner anzulehnen und zu wissen, dass sie einen begleiten in immer rauer werdenden Zeiten.