Bei Tesa am Heykenaukamp in Hausbruch entsteht das dünnste Klebeband der Welt für Mobiltelefone

Hausbruch. Socken, Schuhe, Shirt, Schlips - und das Smartphone: Für immer mehr Menschen gehören die elektronischen Multi-Talente zur täglichen Bekleidung. Nach einer repräsentativen Umfrage des Verbandes "Bitkom" besitzt jeder dritte Deutsche solch eine "Fernbedienung" zur Steuerung seines Lebens. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 51 Prozent. Tendenz steigend - weltweit.

Von dieser Entwicklung profitieren nicht nur Handy-Hersteller, sondern auch deren Zulieferer. Hierzu zählt der Hamburger Klebekonzern Tesa mit seinem Werk in Hausbruch. Denn: Bauteile, die früher vernietet, verschraubt oder verlötet worden sind, werden heutzutage verklebt. Kaum zu glauben, aber in einem Mobiltelefon können rund 20 verschiedene Klebebänder enthalten sein. Ihre Verwendung macht zum einen die flachen Federgewichte immer leichter. Zum anderen lassen sich mit strapazierfähigen Tapes die Produktionsprozesse beschleunigen.

Kürzlich ist es Tesa-Mitarbeitern aus der Forschung & Entwicklung gelungen, doppelseitig haftende Folien herzustellen, die ein Meisterwerk hanseatischer Ingenieurskunst sind. Und wenn das "Guinness Buch der Rekorde" das dünnste Klebeband der Welt auflisten würde, hätten die Harburger demnächst ihren Eintrag sicher. Die Folie ist nämlich nur fünf Mikrometer (1 µm = 1/1000 mm) dick - zehnmal feiner als ein menschliches Haar. Und dabei bestehen die transparenten Streifen sogar aus drei Schichten: In der Mitte befindet sich eine 2,0 Mikrometer dicke Trägerfolie; oben und unten sind jeweils 1,5 Mikrometer Acrylat-Klebmasse aufgetragen. Die Herstellung der Hightech-Filme für die internationale Smartphone-Industrie, deren Puls in Asien schlägt, erfolgt in der neuen, 3000 Quadratmeter großen Reinraumeinheit des Tesa-Werkes am Heykenaukamp. Dieser Bereich darf nur in Spezialkleidung betreten werden; die Raumluft ist dort 1000-mal sauberer als auf einem Gebirgsgipfel. Der doppelt so dicke Klebefilm (10 µm) ist bereits seit März 2012 im chinesischen Werk Suzhou verfügbar.

Die extrem dünnen Folien erfüllen eine Doppel-Funktion: Verkleben und Regulieren. Mögen Mobiltelefone von außen auch noch so "cool" aussehen - im Inneren sind sie es auf keinen Fall. Viel Technik auf engstem Raum führt nämlich dazu, dass sich einige Bauteile wie Prozessoren enorm aufheizen; punktuell sind 100 Grad möglich. Um Schäden zu vermeiden, muss diese Hitze abgeleitet werden. Das Wärmemanagement erledigen flache Grafit-Plättchen, die in der Lage sind, hohe Temperaturen aufzunehmen und über eine vergleichsweise große Fläche gleichmäßig abzustrahlen. Befestigt werden die Grafit-Streifen mit dem neuen doppelseitigen Klebeband, das laut Hersteller über eine hervorragende Wärmeleitfähigkeit verfügt.

"Das Tesa-Sortiment für die Elektronikindustrie umfasst etwa 150 Produkte. Mehr als 75 Prozent davon bieten wir erst seit 2009 an", macht Marketingleiter Dr. Detlev Radloff die Innovationsrate deutlich. Das hätte sich Elsa Tesmer, Leiterin der Beiersdorf-Schreibstube, im Jahre 1906 auch nicht träumen lassen, als sie das Kunstwort "Tesa" - abgeleitet aus den Silben ihres Vor- und Nachnamens - erfand: Ihre vier Buchstaben würden einmal auf Klebefilmen stehen, die um den halben Globus reisen und jederzeit eine weltweite Vernetzung ermöglichen. Die findige Hamburger Sekretärin erlebte um die Jahrhundertwende immerhin eine andere Sensation leibhaftig mit: die Aufstellung der ersten Telefonzelle in Deutschland.