Funde aus den Grabungen im Harburger Binnenhafen werden zwei Jahre lang in einer Sonderausstellung präsentiert

Harburg. Archäologie der Superlative in Harburg: Auf dem 11 450 Quadratmeter großen Baugebiet am Kaufhauskanal wird seit März vom Wissenschaftsteam des Archäologischen Museums eine der größten Stadtkerngrabungen Hamburgs vorgenommen. Denn hier hat sich die Siedlungsstruktur seit mehr als 800 Jahren nicht verändert - und das ist eine wissenschaftliche Besonderheit und von seiner Bedeutung für die Archäologen ebenso wichtig, wie die Ausgrabungsergebnisse vom Domplatz in der Hamburger Innenstadt.

Und was die Forscher aus dem Erdreich zu Tage fördern, wird im Rahmen einer festen Ausstellung für die Dauer von zwei Jahren im Foyer der Technologietransfergesellschaft TuTech, Schloßstraße 6, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Montags bis freitags, 9 bis 17 Uhr, können Besucher unter dem Motto "Schaufenster zur Archäologie" in einer Vitrine Exponate bewundern, die die Forscher geborgen haben. Einige Funde befinden sich bereits im Glaskasten, wie etwa Tongefäße aus dem Mittelalter und Werkzeuge aus dem 12. Jahrhundert. "Einige Gegenstände stammen auch von den Ausgrabungen, die vorgenommen wurden, als dieses Gebäude gebaut wurde", sagt Museumsdirektor Rainer-Maria Weiß.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Außerdem starten von hier aus jeweils donnerstags von 14 bis 15 Uhr Führungen zu den Forschungsstätten im Binnenhafengebiet. Weit müssen die Teilnehmer der Führungen nicht gehen, um Erkenntnisse über die Keimzelle Harburgs zu erlangen. Das TuTech-Gebäude liegt gegenüber einer Grabungsstätte an der Schloßstraße.

Wie Museum und Technologietransfer zusammenpassen? "Wissensmarketing ist unser Geschäft, insofern fügen sich die Funde der Archäologen gut in unser Konzept ein. Denn die mittelalterlichen Schmiedewerkzeuge, die wir hier sehen, waren früher Hightech, ohne das Handwerker nicht arbeiten konnten. Insofern sind wir Bestandteil einer interessanten Zeitreise", so TuTech-Chef Peter Thamer. Oberhalb des Glasaufbaus befindet sich ein Endlos-Infoband. Einerseits wird die Historie Harburgs anhand zeitgenössischer Stiche erläutert, andererseits erhalten Besucher auch Informationen über die vielen Bauprojekte, die im Binnenhafen verwirklicht werden. Viele Fächer der Schau-Vitrine sind indes noch leer. Weiss geht allerdings davon aus, dass sich die Bereiche schnell füllen werden. "Die Schloßstraße ist ein spannendes Geschichtsbuch unter der Erde, denn hier haben wir besten Voraussetzungen, die frühe Siedlungsgeschichte Harburgs zu erforschen", sagt er. Im Laufe der Jahrhunderte hätten sich in dem Gebiet rund um die Schloßstraße viele Bauschichten übereinander abgelagert. Das bis zu vier Meter dicke Lagenpaket tragen die Archäologen vorsichtig ab, Meter um Meter bis ins 12. Jahrhundert. Ziel sei es, Licht ins Dunkel der Gründungszeit der einstigen "Horeburg", der Burg im Sumpf, zu bringen und Neues über die Bedeutung Harburgs als Handelsplatz zu erfahren. Aus alten Quellen sei bekannt, dass sich entlang der mit Holzbohlen befestigten Schloßstraße schon recht früh Handwerker, Bauern und Markthändler ansiedelten.

Vier Grundstücke haben die Archäologen schon ausmachen können. Steinfundamente, alte Fußböden und Holzpfähle ragen aus dem Erdreich. "Der Erhaltungszustand ist durch die Feuchtigkeit des Bodens sehr gut", sagt Archäologe Philipp Lüth. Zwei Jahre lang haben die Forscher Zeit, die Geheimnisse der Keimzelle Harburgs zu lüften. Dann wird gebaut.