Die Initiative BID Lüneburger Straße wünscht sich einen Publikumsmagneten wie die Flensburger Erfolgsausstellung.

Harburg. Not macht erfinderisch - dieser Spruch gilt offenbar auch für die Akteure des Business Improvement Districts (BID) Lüneburger Straße, einer Initiative zur Aufwertung der großen Harburger Einkaufsstraße. Haben sich die Mitglieder bislang vornehmlich um kosmetische Maßnahmen wie Bepflanzungen und die Entfernung von Graffiti gekümmert, kommt nun ein ganz neuer Vorschlag, um die vom Trading-Down-Effect, der Verdrängung von hochwertigem Einzelhandel, betroffene Einkaufsmeile zu retten: "Ich könnte mir vorstellen, einen Publikumsmagneten wie die sehr erfolgreiche Technik-Ausstellung Phänomenta in Flensburg nach Harburg zu holen", sagt Margit Bonacker von konsalt, der für das BID tätigen Projektentwicklungsgesellschaft. Die Phänomenta erklärt naturwissenschaftliche Zusammenhänge und bietet ihren Besuchern viele anschauliche Lernstationen. Bonacker: "Sponsoren wären nicht so das Problem."

Voraussetzung wäre aber, dass das BID überhaupt wieder zustande kommt: Wie berichtet, wurde eine Fortsetzung des Harburger BID, gegründet 2009, wie auch anderer BID in Hamburg vorerst gebremst, weil die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt aufgrund eines Rechtsstreits aktuell eine Gesetzesänderung prüft. "Als ich davon Kenntnis erhielt, war ich erst einmal schockiert", sagt Bonacker. Doch sie ist optimistisch, dass sich die Unstimmigkeiten bis zum Herbst dieses Jahres geklärt haben und das BID Lüneburger Straße erneut für drei Jahre durchstarten kann. "Bis dahin haben wir eine Interimslösung gefunden." 23 von 65 Grundeigentümern haben Bonacker und BID-Manager Peter Kowalsky schon von einer Neuauflage überzeugt - und von ihnen 30 000 Euro für Verwaltungsarbeit und einen abgespeckten Maßnahmenkatalog - regelmäßiges Saubermachen gehört dazu - kassiert.

Das Interim-BID will sich allerdings auch um einen abwechslungsreichen Branchenmix kümmern. "Da könnte eine Dauerausstellung wie die Phänomenta potenzielle Shopping-Kunden in die City locken", so Bonacker. Denn beim Sportspaß-Fitnesscenter, am Harburger Ring beheimatet, gehe die Rechnung schließlich ebenfalls auf. "Wir verzeichnen schon stärkere Kundenfrequenzen im Umfeld", sagt Peter Kowalsky. Das sei der Grund gewesen, weshalb sich das Haushaltswarengeschäft WMF nun doch für den Standort Harburg entschieden habe. Wie berichtet, wollte der Porzellan-Riese seine Filiale am Lüneburger Tor schließen.

Es gibt sogar schon eine Idee für einen Phänomenta-Standort, immerhin benötige die Ausstellung rund 3000 Quadratmeter Fläche. "Da bietet sich das Harburg-Center an", so Bonacker. Mit Investor Hans-Dieter Lindberg sei man in Gesprächen.

Weitere Erfolgsmerkmale, die sich das BID auf die Fahnen schreibt: Der Großteil der Ladengeschäfte sei vermietet, und auch der Anteil an Ramschläden habe abgenommen. "Es ist inzwischen nicht mehr ein so großes Problem, die Läden zu vermieten, da haben wir viele Anfragen. Mit unserem Budget von 550 000 Euro, das wir zur Verfügung hatten, haben wir wirklich viel bewegt", so Bonacker.

Nach wie vor wünschten sich viele Anbieter größere Geschäftsflächen anstatt kleinteiliger Läden im Boutique-Stil. "Da muss noch Überzeugungsarbeit bei den Eigentümern geleistet werden, sich zusammenzuschließen", sagt Kowalsky. Außerdem wollen sich die BID-Mitstreiter bei Diskussionen über Belange der Innenstadt einbringen, etwa über die Gestaltung eines neuen Entrées für die Lüneburger Straße und den Gloria-Tunnel reden. "Man könnte einen Info-Point für die internationale Bauausstellung im Tunnel installieren", so Bonacker.

Wichtig seien außerdem Investitionen der Eigentümer in ihre Gebäude, um das Quartier aufzuwerten. Da habe BID-Mitglied Klaus-Jürgen Hübner viel getan. Er plant, an der Lüneburger Straße ein Studentenwohnheim mit 54 Einheiten zu bauen. "Schon im Herbst dieses Jahres könnten wir loslegen", sagt er. Das brächte neue Kunden für die traditionelle Geschäftsstraße. Doch die Vorschläge stoßen auf Skepsis. Man sollte lieber vielfältigen Einzelhandel ansiedeln, um die Innenstadt aufwerten, so Jutta Lindberg, FDP-Bezirksfraktionssprecherin für Kultur- und Stadtteilentwicklung. "Wohnprojekte und Events wie die Phänomenta dort anzusiedeln halte ich für den falschen Weg", so Lindberg.

Doch davon lassen sich Bonacker und Kowalsky nicht von ihrem Optimismus abbringen, wenn auch in der Tat beim Branchenmix noch sehr viel zu tun sei: "Da fehlen ein hochwertiger Herrenausstatter sowie Gastronomiebetriebe mit Aufenthaltsqualität", so Bonacker. Aber was jetzt noch nicht sei, könne ja noch werden. Wenn das BID neu aufgelegt wird.