Wie verbauche ich weniger Benzin? Autofahrer lernen beim ADAC-Training der Frage auf den Grund zu gehen. Unsere Reporterin hat es ausprobiert.

Embsen. Die Benzinpreise steigen - und kein Ende ist in Sicht. Davon bin auch ich betroffen, privat und beruflich allemal. Ich zähle mich zur Kategorie der Vielfahrer. Mehr als 200 000 Kilometer zeigt der Tacho meines robusten, geländetauglichen, aber ein wenig in die Jahre gekommenen automobilen Begleiters an. Das Thema Spritsparen steht seit Monaten weit oben auf meiner Agenda.

"Der Unmut der Autofahrer über die Kraftstoffpreise steigt und sie nehmen es zähneknirschend hin", sagt Fahrlehrer Gerd Schulz. Der Cheftrainer im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Hansa/Lüneburg in Embsen hat den Eindruck, dass das Engagement, grundsätzlich etwas an der eigenen Fahrweise zu ändern, nicht sehr groß ist. Richtig, stimme ich ihm innerlich zu. Denn jeder angelesene Tipp, der über das Abschalten des Motors bei längeren Wartephasen oder das Abschrauben der wenig windschnittigen Kühlerfigur hinausreicht, ist schnell vergessen.

Ich jedenfalls absolviere nun ein Sprit-Spar-Training, einen Schnupperkursus, in dem ich in kürzester Zeit so viel wie möglich mitnehmen möchte. "Erlernen Sie einen neuen Fahrstil, mit dem Sie nicht nur Kraftstoff sparen, sondern auch entspannter, sicherer und sogar schneller ans Ziel kommen", heißt es vielversprechend im ADAC-Flyer.

Schon sitze ich in der schwarzen Trainingslimousine von kühler französischer Eleganz. "Früher lernte man in der Fahrschule, nach Gehör zu fahren: Wenn der Motor laut wird, hoch schalten", sagt Schulz. "Heute fährt der Autofahrer am wirtschaftlichsten, wenn er sich an der Drehzahl des Motors orientiert, die im Idealfall zwischen 1500 und 1800 Umdrehungen pro Minute liegt." Weitere Inhalte des vierstündigen Kurses: vorausschauendes Fahren, frühes Hochschalten und Stop-and-go-Fahren ohne Gas.

Angesagt ist zunächst eine kleine Runde im Franzosen durch die Nachbarschaft. "Fahren Sie, wie Sie es tagtäglich tun. Nur so kann ich erkennen, was Sie an Ihrem Fahrstil verändern können." Natürlich ist es nicht so wie immer. Schließlich sitze ich in einem Fahrzeug, dessen Motor nicht dröhnt, wie es einem Dieselmotor nun mal eigen ist, sondern schnurrt wie eine Katze. Als einige Regentropfen auf die Panoramascheibe fallen, springen die Scheibenwischer automatisch an. Wir plaudern ein wenig, ich bin entspannt, fahre gemütlich und achte einzig auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Währenddessen ermittelt ein Präzisionsmessgerät Geschwindigkeit, Verbrauch und CO2-Ausstoß.

Nach 16 Minuten und 54 Sekunden halten wir auf dem ADAC-Gelände. Der Bordcomputer gibt sein Geheimnis preis: Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 48, 9 Kilometern - nie war ich langsamer! - und 1503 Umdrehungen pro Minute sowie einem Benzinverbrauch von sechs Liter pro 100 Kilometer kann ich zufrieden sein. Die Bewertung des Trainers: "Sie fahren wertschöpfend und ruhig, haben alle Gänge genutzt und früh geschaltet."

Was kann verbessert werden? Schulz gibt Tipps zum Anfahren, zur Gangwahl, zum Bremsen und Beschleunigen. "Sie können noch früher schalten. Beim Beschleunigen sollte frühzeitig in den nächsthöheren Gang gewechselt werden. Je geringer die Drehzahl, desto sparsamer das Auto."

Bei den meisten Fahrzeugen sei der fünfte Gang durchaus fürs Stadttempo geeignet, eventuell sogar der sechste, meint Schulz. "Solange der Motor nicht brummt, ruckelt oder sonstwie muckt, ist er zufrieden und läuft. Man kann locker mitschwimmen." Vorbei die Zeiten, als es hieß, hohe Gänge seien nur für die Autobahn und deshalb erst ab 100 Stundenkilometern zu benutzen.

Vorausschauend fahren und so früh wie möglich Gas wegnehmen: Vor roten Ampeln, Hindernissen und jedem anderen Tempokiller sollte so früh wie möglich der Fuß vom Gaspedal genommen werden. Zusammen mit der Nutzung hoher Gänge reicht der Vortrieb der schweren Automobile enorm weit.

Gerd Schulz spricht von Schubabschaltung. Dabei wird die Treibstoffversorgung unterbrochen solang der Motor angetrieben wird. "Gerade im möglichst frühen Gaswegnehmen liegt sehr großes Sparpotential, das aber selten in vollem Umfang genutzt wird."

Wir brechen auf zur zweiten Runde. Dasselbe Fahrzeug, dieselbe Strecke, diesmal mit Ansage des Fahrlehrers: "Schneller schalten nach dem Anfahren, spätestens bei 1600 Umdrehungen in den nächsten Gang, aber nicht unter 1200 Umdrehungen fahren. Dann bekommen wir ein Problem mit dem Motormanagement, weil bei zu niedrigtourigem Fahren dem Motor zu wenig Benzin zugeführt wird." Und immer wieder rät der 48-Jährige aus Deutsch Evern dazu, die Rollphasen zu verlängern.

Der freundliche Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz vermittelt ein gutes Gefühl. Was ich vergesse, bringt er ruhig, aber mit Nachdruck in Erinnerung: Fuß vom Gas, Ausrollen mit Sicht auf das Ortsschild oder die rote Ampel und später dann wieder - zügig schalten.

Was ich und andere versuchen zu lernen, sollte der Verkehrspolitik ein Vorbild sein. Gerd Schulz berichtet von zaghaften Versuchen in Hamburg, ein umweltschonendes und spritsparendes Fahren zu fördern. "Rund um die Alster stehen Ampeln, die die Länge der Rotphase angeben. So können sich Autofahrer aufs Ausrollen einstellen oder bei längeren Wartephasen den Motor abschalten." Bei einer grünen Welle werden die Anlagen eines Straßenzuges so geschaltet, dass man bei einer bestimmten Geschwindigkeit jede Ampel in ihrer Grünphase antrifft.

Zurück in Embsen auf dem ADAC-Gelände fiebere ich den Daten des Bordcomputers entgegen. Sie sind eine Überraschung: Gesunken sind durchschnittlicher Spritverbrauch von sechs auf 5,4 Liter (auf 100 Kilometer hochgerechnet) sowie die Umdrehungen pro Minute: vorher 1503, jetzt 1396. Denselben Fahrweg habe ich diesmal mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 51 Stundenkilometer schneller zurückgelegt und durch meine umweltschonendere Fahrweise den Kohlendioxyd-Anteil in den Abgasen von 139 auf 125 Gramm pro Kilometer reduziert.

Ich bin hoch motiviert durch die Erkenntnis, dass sparsames Fahren nicht langweilig sein muss. Im Gegenteil. Mein Ehrgeiz ist geweckt, in Zukunft gelassener durch den Verkehr zu cruisen und Spritsparen als sportlichen Wettbewerb anzugehen. Zum Abschied gibt mir Gerd Schulz noch einen Tipp: "Lieber fünf Minuten früher starten als in der letzten Sekunde. Unter Zeitdruck ist sparsames Autofahren kaum möglich." Zeitnot löse im Straßenverkehr oft eine Stressspirale aus, weil schon kleine unvorhergesehene Verkehrssituationen die Gefühle eskalieren ließen.