Maschen. Die evangelisch-lutherische Reiherstieg-Kirchengemeinde aus Wilhelmsburg will ihr Freizeitheim Reiherhorst in Maschen verkaufen. Die Kirchengemeinde sieht sich nicht in der Lage, die vier Gebäude auf dem 32 500 Quadratmeter großen Waldgrundstück zu betreiben. Die Pastoren Vigo Schmidt und Carolyn Decke wollen einen Investor für ein therapeutisches Zentrum finden.

Das heute leer stehende Jugendheim, sozusagen eine Hamburger Enklave im Landkreis Harburg, hat Tradition. In den 1920er-Jahren, erzählt Carolyn Decke, seien Arbeiter aus Wilhelmsburg zu Fuß oder mit dem Fahrrad in das Freizeitheim gekommen, um einen Wochenendurlaub zu verbringen.

Später nutzte die Kirchengemeinde die Begegnungsstätte für die Jugendarbeit. Letzte Gäste waren im Herbst 2010 Konfirmanden. Seitdem steht das gut erhaltende Gebäudeensemble aus den 1970er-Jahren leer und wird von dem Gesamtverband Harburg und dem Kirchenkreis Hamburg-Ost als Träger von verschiedenen Tagungshäusern verwaltet. Für den Gesamtverband bedeutet Kirchenimmobilie in Maschen ein Zuschussgeschäft, deshalb will er den Reiherhorst zum nächsten Jahr an die Reiherstieg-Gemeinde zurückgeben.

Der Markt für Jugendheime gilt als übersättigt. Der Reiherhorst sei zuletzt nur mit 20 bis 25 Prozent ausgelastet gewesen - zu wenig, um dort Küchenpersonal und einen Hausmeister vorzuhalten. Seit vielen Jahren versucht etwa der Landkreis Harburg, die Jugendfreizeitstätte Haus Uhlenbusch zu vermarkten - bisher vergeblich.

Einer anderen Nutzung räumt die Reiherstieg-Kirchengemeinde bessere Chancen ein. Die Pastoren Vigo Schmidt und Carolyn Decke setzen deshalb auf einen Investor, der im Reiherhorst ein therapeutisches Zentrum für behinderte Menschen entwickeln möchte.

Gebäude und Gelände sein dazu ideal geeignet. Drei Viertel des 3,2 Hektar großen Waldgrundstückes sind Laub- und Nadelwald. Insgesamt vier Gebäude stehen an einer parkähnlichen Lichtung: ein 714 Quadratmeter großes Wirtschaftshaus mit Esssaal, eine knapp 700 Quadratmeter große Herberge, dazu das Wohnhaus für einen Hausmeister und eine kleine Kapelle mit Glockenturm.

Im Süden des Grundstückes stehen Einfamilienhäuser und Waldvillen. Bauland aus dem Freizeitheim-Gelände zu machen, ist nach dem geltenden Bauplanungsrecht der Gemeinde Seevetal nicht zulässig. Die Kirchengemeinde selbst lehnt das auch ab, steht für eine "kirchennahe", soziale Nutzung.

Sollte sich kein Träger für ein therapeutisches Zentrum finden, kämen auch andere Nutzungskonzepte in Betracht. Eine Fortbildungsstätte für Manager mit Hochseilgarten im Wald wäre denkbar.