Mich lässt der Gedanke nicht los, dass der Mann ohne seine Frau manchmal ein verlorenes Geschöpf ist.

Er - wie ich in der Herrenabteilung eines Bekleidungsgeschäftes erfuhr - soll auf eine Hochzeit. So flötete es unüberhörbar die Frau neben ihm der Verkäuferin ins Ohr. Nicht zu der Trauung mit dieser Frau, schlussfolgerte ich. Sie schienen ein Ehepaar zu sein, das diese Bekleidungsprobe nicht zum ersten Mal durchführte.

Also auf eine andere Hochzeit, vermutlich die der gemeinsamen Tochter oder des Sohnes. Er braucht also einen Anzug, den er keinesfalls allein kaufen kann. Die beredte Dame plauderte über ihn und seine textilen Vorlieben, als hätte er keine Stimme. Oder Meinung. Er stand dort wie ein Kleiderständer, den man heute umzudekorieren hat. Auch die Verkäuferin sprach ihn nicht an, wenn es um Beinlänge oder Reversschnitt ging, sondern die andere Hälfte des Eheduos. Diese zupfte an den Ärmellängen, drehte den Kleiderständer, erzählte von der Notwendigkeit, zwei Anzüge zu kaufen. Einen für die Trauung, einen für die Party danach. Er nickte. Stand barfuß in dem guten Tuch, was dem ganzen etwas Theatralisches gab.

Ich hätte gern geklatscht. Die Damen bescheinigten ihm eine besondere Ausstrahlung in diesen Anzügen. Und auf die Frage, ob er denn beide nehmen wolle, nickte er. Er war zwar nach wie vor stumm, aber sichtlich zufrieden und kann sich nun sicher sein, auf dieser Hochzeit vollkommen richtig angezogen zu sein. Wenn Mann die Frauen nicht hätte.