Die bürgerliche Wohnwelt surreal verfremdet und mit den Brüchen des Bekannten und doch zugleich irgendwie Unvertrauten spielend, das sind die Markenzeichen des Malers Andreas Schulze (1955).

Harburg. Schwer einzuordnen sei dieser Künstler, urteilte einst der Hamburger Kurator Stephan Schmidt-Wulffen, als er den Künstler 1993 im Kunstverein einem Publikum präsentierte.

Schulze, der mit farbintensiven Bildern, Ornamenten, Kugeln, rechteckigen Formen sowie Perspektiven spielt, ist ein Künstler, der sich Moden, Stilrichtungen und plakativen Schubladen der Kritiker mit seinen Bildern entzieht. Sie sind auf eine zeitgemäße Art unzeitgemäß. In Köln kam Schulze als junger Kunststudent in Kontakt mit der Gruppe "Mühlheimer Freiheit", die sich mit ihrem "Hunger nach Bildern" gegen die Sterilität der damals dominierenden Konzept-Art richteten. Trotzdem ging Schulze einen eigenen Weg.

Professor Dieter Krieg, bei dem er studierte, befand, dass das, was sein Schüler eilig zu Papier brachte, "einfach gut" war. Ein Vorbild gibt es für den künstlerischen Quergänger Andreas Schulze aber doch. Es ist der Dadaist Kurt Schwitters, dessen wild wuchernder "Merzbau", eine skurrile Raumplastik, für Schulze zu einem Vorbild wurde.

Mit Raumplastiken und Installationen geht es um alternative Lebenspraxen, die dem einzelnen in der Gesellschaft ein Modell von Eskapismus, eine surreal-dadaistische Flucht vor der Rationalität des Alltags anbieten können. In der Falckenberg-Sammlung findet sich ein betretbares "Interieur" mit surreal anmutenden Möbeln, das Einblick in das Lebenshaus von Schulze bietet. In einem Interview nahm dieser einmal eine grobe Standortbestimmung vor. Ihm gehe es um das "bürgerliche Mittelmaß", um Meissner Porzellan statt Brillo-Box oder Campbell-Dose.

Die Werkschau in der Falckenberg-Sammlung steht mit dem Titel Interieur sowohl für die Innensicht des Künstlers als auch für die aberwitzigen Gegenstände seiner Umgebung, aus denen sich Schulze ein sehr skurriles Lebenshaus geschaffen hat.

Die Werkschau mit großformatigen Bildern gibt es bis 27. Juni in der Falckenberg-Sammlung in Harburg, Wilstorfer Straße 71 (Tor 2), zu sehen. Anmeldungen unter besuch@sammlung-falckenberg.de .