Im Morgengrauen reißt mich anhaltendes Türklingeln aus dem Tiefschlaf. Binnen Sekunden bin ich aus dem Bett gesprungen, habe mir einen Tennisschläger gegriffen und bin zur Tür gespurtet. Doch seltsam - da steht weder ein Nachbar in Flammen noch eine Prinzessin in Nöten - das Treppenhaus ist gähnend leer.

Ohne Zweifel eine nachbarliche Bosheit. Gut, dass ich mich zu wehren weiß. Die sollten mich eigentlich kennen. Wofür habe ich eine Stereoanlage? Ich wähle den Biene-Maja-Soundtrack und begebe mich wieder zu Bett. Wenig später wecken mich gellende Schmerzensschreie; der Zahnarzt in den Räumen unter meinen bohrt energischer als sonst, um meinen Nerv gleich mit zu treffen.

Keine Chance! Ich stelle Biene Maja auf Endlosschleife und verziehe mich in die Uni. Als ich abends heimkomme, singt Karel Gott noch immer unverdrossen.

Kaum habe ich ihn jedoch abgestellt und so meine Anwesenheit verraten, greift der übergewichtige Sohn der Familie oben ins Geschehen ein. Mit lautem Getöse beginnt er zu turnen oder seilzuspringen. Vielleicht stürzt er sich auch vom Stuhl, vom Schrank oder von einem anderen Möbelstück, doch seit ein Moskitonetz über meinem Bett hängt, kann mir der rieselnde Putz nichts mehr anhaben. Außerdem hält der kleine Ruhestörer seine Fitnessübungen sowieso nie länger als zwanzig Minuten durch - das Zeichen für mich, mit dem allabendlichen Staubsaugen zu beginnen.

Was ist das? Ein Zettel. Der Vermieter entschuldigt sich für den Kurzschluss im Klingelsystem. Wenigstens einer, der weiß, was sich gehört.