Nun sag noch einer, Hasen hätten keinen Humor.

Das gemeine Langohr gilt vielleicht als schnell, flink und mit einigem Geschick zum Haken schlagen begabt. Doch aus aktuellem Anlass haben die Felltiere ihr Repertoire aufgefrischt: Sie "machen" jetzt "in Fußball".

Zur Sache: Im Garten hinter unserem Haus lebt eine Familie Wildhasen. Schaue ich morgens mit der Kaffeetasse aus dem Fenster, sitzen sie da und fressen. Schaue ich mittags raus, sitzen sie da und fressen. Und schaue ich abends hinaus... Genau!

Manchmal machen die Kinder, die hier wohnen, den Hasen ihr Terrain streitig: Sie stellen dann mittelgroße Fußballtore aus dem Baumarkt auf und jagen mit Gekreische ihren Ball ins Netz. Von der Wucht ihrer Schusskraft haben die Netze dicke Löcher. Den Hasen ist das Prozedere unheimlich - zumindest lassen sie sich erst wieder blicken, wenn die Meute zum Abendbrot gerufen wird. In den letzten Tagen war es den Kindern zu kalt. Die Tore standen allein da, ein Elternteil hatte sie pflichtbewusst neben einander geparkt. Durch den verwaisten Garten pfiff der Wind. Melancholisch blickte ich zum Fenster - und traute meinen Augen kaum.

Was ich sah, war zu skurril: Mama und Papa Wildhase sprangen unbeobachtet und voll rhythmischen Fleißes durch die Löcher in den Toren. Erst war Hase Nummer eins im Tor dran, dann sprang er wieder zurück, und sein Kollege im Tor zwei machte es ihm nach. Hin und zurück sprangen beide mit angewinkelten Vorderpfötchen und hingebungsvoller Konzentration durch ihre Tore mit den löchrigen Netzen. Das ganze wurde von den ambitionierten Tieren an die zehn Mal mit Elan, systematischer Konsequenz und Logik wiederholt.

Das Gespann Delling und Netzer übertrafen sie dabei glatt in ihrer Begeisterung für die Sache: Wildhasen im Weltmeisterschaftsfieber! Und ich weiß jetzt: Hasen haben Humor, die Fähigkeit zur Mimikry und interessieren sich für Fußball. Eigentlich nicht auszudenken, was die Hasen im Stadion treiben, wenn sie sich unbeobachtet wähnen.