In diesem Mai ist es an der Zeit, ein neues Grün zu erfinden. Zwar schimmert die ganze Flora bereits in bekanntem Maigrün, aber dennoch ist mir da nach ein bisschen Differenzierung.

Denn: Ist denn ein Maigrün ohne Sonne denkbar, wochenlang? Ich plädiere dafür, den bestehenden Grünnuancen ab sofort das Nassgrün hinzuzufügen. Es macht sich doch gut in der Gesellschaft von Olivgrün, Grasgrün, Blaugrün, Gelbgrün und Graugrün.

Schwierig wird es erst, wenn das Nassgrün die Permanentfarbe des Sommers würde. Denn mit ihm gehen in unseren Breiten immer die Möglichkeit von feuchten Füßen, Regen und gefühlter Übellaunigkeit einher. Keiner liebt Nassgrün auf Dauer. Erst recht nicht im Wonnemonat. Man sieht ihm seine Feuchtigkeit an. Schwer hängen die wässrigen Blätter und Tannennadeln über der Erde.

Blickt man in die andere Richtung, quasi durch sie in den Himmel, ergibt sich ein Farbspiel aus Wolkengrau und eben diesem Grünton, dem nassen.

Da die Farbe Grün aber gleichzeitig die Hoffnung symbolisiert und seit 1232 als Farbe der Propheten in den mallorquinischen Glasbläsereien Einzug gehalten hat, prophezeien und hoffen wir gleichzeitig: Es wird ab heute ganz bestimmt die Sonne scheinen, wochenlang. Und bitte nicht nur auf Mallorca.