In Winsen wurden Unternehmen der Region ausgezeichnet

Winsen. Umdenken in den Chefetagen. Wegen anhaltend geringer Geburtenraten wird sich Fachkräftemangel künftig in allen Unternehmen bemerkbar machen. Und gut ausgebildete Männer wie Frauen werden sich bei der Wahl ihres Arbeitgebers nicht nur an dessen Gehaltsangebot orientieren, sondern auch an seinen Arbeitszeitangeboten. Die sollten möglichst flexibel und damit "familienfreundlich" sein. Denn wenn Männer und Frauen arbeiten, müssen sie auch Gelegenheit haben, ihre Kinder in die Krippe, in den Kindergarten, in die Schule oder zum Arzt bringen zu können. Da häusliche Pflege älterer Familienangehöriger ebenfalls zunimmt, ist auch auf diesem Feld Arbeitszeit-Flexibilität gefragt.

Dass sich bereits viele Chefs auf die Veränderungen am Arbeitsmarkt und auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingestellt haben, beweist die Aktion "Familiensiegel" oder kurz "FaMi-Siegel", die für die Region Nordost-Niedersachsen von der IHK Lüneburg-Wolfsburg, der Handwerkskammer, dem DGB, dem Arbeitgeberverband, der Leuphana Universität, der Wirtschaftsförderung Lüneburg, dem Unternehmensnetzwerk Frau & Wirtschaft im Landkreis Harburg sowie dem überbetrieblichen Verbund Frau & Wirtschaft Lüneburg-Uelzen initiiert worden ist. 32 Unternehmen aus Lüneburg und den Landkreisen Uelzen und Harburg beteiligten sich an einer Fragebogenaktion, erreichten allesamt mehr als die geforderte Punktzahl und wurden jetzt als "familienfreundliches Unternehmen" mit einer Urkunde und dem "FaMi-Siegel" ausgezeichnet.

Alle Teilnehmer stellten sich in den Räumen der Firma Alfred Kuhse GmbH in Winsen vor. Kuhse-Geschäftsführer Matthias Meyer-Seitz machte deutlich: "Auch ich habe Kinder und habe Betreuungsverpflichtungen. Wir haben bereits seit 2005 eine Betriebsvereinbarung getroffen, für flexible Arbeitszeitmodelle, für Kinder- und auch für Altenbetreuung." Kinder von Mitarbeitern erhalten im Unternehmen auch Praktikums- und Ausbildungsplätze.

Andreas Kirschenmann, Prokurist bei Gastroback in Hollenstedt: "Wir bieten Mitarbeitern bei Bedarf auch die Gelegenheit, von zu Hause aus mit dem PC zu arbeiten oder sie können ihre Kinder auch mit in die Firma bringen. Uns ist bewusst, dass Familie ein großer Bereich im Leben ist und in der Regel vor der Firma rangiert. Man muss den Mitarbeitern Gelegenheit bieten, beides zu schaffen, ohne einen Burnout zu erleiden."

Anja Sauermann, Inhaberin der Firma Beauty World Damen-Fitness in Jesteburg: "Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern und biete für die Kinder von Mitarbeiterinnen und Kundinnen eine Spielecke und bei Bedarf auch Betreuung durch eine Kinderfrau." Frauke Petersen-Hanson, Betreiberin McDonald's in Dibbersen: "Wir bieten flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle, Weiterbildung in Teilzeit und gewährleisten auch die Wiedereinstellung nach einer Babypause."

Brigitte Kaminski vom Unternehmensnetzwerk Frau & Wirtschaft im Landkreis Harburg: "All diese Beschäftigungsformen rechnen sich. Das aufwändigste Modell wäre, einen Betriebskindergarten einzurichten."

Sönke Feldhusen, Leiter Starthilfe und Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg: "Der Fachkräftemangel wird uns in zehn bis 20 Jahren richtig treffen. Hamburger Unternehmen binden viele Fachkräfte an sich. Familienfreundlichkeit kann entscheidend sein gegenüber Firmen, die mehr Gehalt bezahlen können. Mitarbeiter durch flexible Lösungen im Unternehmen zu halten, spart auch Geld, weil damit Kräfte gebunden werden und keine Neueinstellungen erfordern. Das ist ein guter Weg." Fragebogen- und FaMi-Siegel Aktion laufen weiter. Unternehmer können sich informieren unter www.famisiegel.de