Eigentlich sollte meine alte Winterjacke im Keller ausrangiert werden.

Aber ich konnte meine Teuerste dazu überreden, dass sie vielleicht noch für Spaziergänge in nicht so urbanen Gegenden getragen werden könne.

Meine Teuerste willigte ein, dass sie noch gereinigt und aufgehoben wird. In den Taschen habe ich alles Mögliche gefunden. Zwei glatte, flache Steine gehören dazu. Ein seltsam geformtes Holzstück, das wie ein tanzender Wurzelzwerg aussieht, ist auch dabei.

Ein Kugelschreiber für Notizen und spontane Einfälle ist immer unentbehrlich. Was nützt ein Kugelschreiber, wenn es an Zetteln fehlt? Davon gibt es jede Menge in sechs Taschen, fast alle beschrieben. Nicht nur kleine, die ich oft bei mir habe.

Auch auf Rückseiten von Quittungen und abgerissenen Fetzen von Brötchentüten finde ich Notizen. Auf einem lese ich zum Beispiel: "An der zweiten Ampel links, dann erste Querstraße rechts und schmalen Weg bis zum Ende." Hm, wo wollte ich denn da hin? Ich bin im Leben schon öfter buchstäblich schmale Wege bis zum Ende gegangen, aber an den erinnere ich mich nicht.

"Beschreibung Bettler, wie Barlach-Figur", steht auf einem anderen Zettel. Über den wollte ich schreiben. Es ist zu spät, der Eindruck ist verflogen. Die alte Winterjacke im Keller, ist voller kleiner Kostbarkeiten und ungenutzter Einfälle.

Einige davon sind aufhebenswert, andere haben für mich ihren spontanen Reiz verloren. Aber daran versuche ich mich krampfhaft zu erinnern: Welchen schmalen Weg wollte ich vor einiger Zeit bis zu seinem Ende gehen?