Großes Saisonfinale der Harburger Musikgemeinde

Harburg. Die diesjährige Konzertsaison geht dem Ende zu, und zum vorletzten Konzert waren die Armenian Chamber Players geladen. Gründer und Leiter des Ensembles ist Eduard Topchjan. Als Solisten hatten die Armenian Chamber Players Kevin Kenner mitgebracht, und dieser Mann bescherte der Harburger Musikgemeinde einen Höhepunkt der Saison.

Doch der Reihe nach: Eingangs spielte das armenische Kammerorchester zwei kleine Stücke des Landsmannes David Haladjian, "My Verse" und "My Move", Ausschnitte aus einem fünfteiligen Zyklus nach Shakespeare-Sonetten; entstanden in den Jahren 2002 und 2003. Keine neue Musiksprache, sondern spätromantisch, wie Filmmusik klingend, kurze farbige Illustrationen.

Tschaikowskys Streichsextett op. 70, die "Souvenirs de Florence" erklangen dann in der vergrößerten Fassung für Kammerorchester.

Das Werk ist von einem steten Energiefluss, weist natürlich musikalische Bilder aus Italien auf; im dritten und vierten Satz hat es Assoziationen an Geheimnis, nächtlichen Tanz, Zärtlichkeit und Kehraus. Den Zuhörern fielen die überaus präzise Spielweise des gut aufeinander abgestimmten Orchesters und das sorgsame Auskosten feinster dynamischer Nuancen auf.

Dann der Höhepunkt des Abends, nämlich Chopins erstes Klavierkonzert. Wohl hätte man sich in den Ecksätzen einen üppigeren, weicheren Klangteppich des Orchesters gewünscht, der allerdings im langsamen Satz wunderbar zart war.

Kevin Kenner aber, das zeigte dieses Konzert eindrucksvoll, ist ein Meisterpianist: ungemein sinnlich, zart, dabei präzise, auf leiseste Töne aus, dennoch kräftig im Forte, das nicht verschwamm; fesselnd, wie er schnellste Dynamik- und Tempowechsel schuf; brillant in der Durchführung des ersten Satzes mit den erregten Läufen; es perlte und glänzte, war gläsern, hauchzart und wuchtig. Betörend de Mittelsatz; wunderbar der Pianist.

Eigentlich kann man Chopins Konzert nicht besser spielen. Es gab Bravos und zwei witzige Zugaben.