Der letzte Teil unsere Serie um das Wirken von Wilhelm Bode und um das Jubiläumsprogramm

Egestorf. "Er hatte für jeden, der in Not und Bedrängnis war, ein offenes Ohr und eine hilfreiche Hand", so beschreibt Kantor Heinrich Schulz den Egestorfer Heidepastor Wilhelm Bode. Dass der Geistliche, der vor 150 Jahren geboren wurde, so in der Erinnerung der Egestorfer weiterlebt, kann auch Marlies Schwanitz (60) bestätigen. Die Heimatvereinsvorsitzende und Egestorfer Gemeindearchivarin besitzt noch die Ausgabe des Neuen Testaments, die ihre Großeltern zur Trauung als Geschenk von Bode bekommen haben - mit handschriftlicher Widmung.

Ganz handfest ist die Hilfe, die Bode anbietet. Während des Ersten Weltkriegs ist der Großvater von Marlies Schwanitz als Kriegsgefangener in der Schweiz interniert, Bode ermöglicht ihrer Großmutter 1917 eine Reise dorthin, damit sie ihren Mann besuchen kann. Bode ist selbst Familienvater, seiner Ehe entstammen vier Kinder, ein Sohn und drei Töchter, von denen eine aber kurz nach der Geburt stirbt. Seinem Sohn schenkt Bode einen Affen und der Ehefrau einen störrischen Esel, neben seinem Schreibtisch steht ein Skelett.

Doch in den letzten Jahren seiner Egestorfer Amtszeit wird Bodes Humor mancher Prüfung unterzogen. Marlies Schwanitz weiß von "vielen Gegnern" des Geistlichen. Der Vorwurf, er habe seine Gemeinde vernachlässigt, sei aber eindeutig falsch, erklärt sie. Dennoch leitet die Landeskirche in Hannover die Amtsenthebung Wilhelm Bodes ein. Am 28. August 1923 wird er vom Pfarramt suspendiert, ein Disziplinarverfahren wird eröffnet und endet mit dem Urteil: "Der Angeschuldigte hat die Pflichten verletzt, die ihm sein kirchliches Amt auferlegt, und durch sein Verhalten außer dem Amt sich der Achtung, des Ansehens und des Vertrauens, die sein Beruf erfordert, unwürdig gezeigt. Er wird dieserhalb mit Amtsenthebung bestraft."

Dass ein Mann, der so viel für das Wohl der Menschen in seiner Gemeinde getan hat, für die Kirche plötzlich nicht mehr tragbar ist, können die wenigsten verstehen. Kantor Schulz, der seit 22 Jahren mit Bode zusammenarbeitet, setzt eine Bittschrift an das Landeskirchenamt auf, die von angesehenen Mitbürgern unterschrieben wird. Jedenfalls von seiner Gemeinde sollte sich Bode nach 37 Amtsjahren doch verabschieden dürfen. Selbst dieser Wunsch bleibt dem Heidepastor und seinen Fürsprechern versagt. Die Landeskirche reagiert nicht einmal. Heinrich Schulz: "Wir haben keine Antwort erhalten."

Bereits während seiner Zeit als Pastor in Egestorf hat Bode regelmäßige Wanderungen ins Heidedorf Wilsede unternommen. Hier ist er gemeinsam mit Lehrer Bernhard Dageförde am Aufbau des Heidemuseums beteiligt. Nach der Amtsenthebung zieht Bode nach Wilsede, er wird Direktor des Naturschutzparks, für den er sich mit so viel Nachdruck eingesetzt hat.

Wilhelm Bode wird 66 Jahre alt. Am 10. Juni 1927 stirbt er an den Folgen eines Schlaganfalls. Auch nach dem Tod bleibt Bode in seiner geliebten Heide präsent - seine Asche wird auf dem Wilseder Berg verstreut. Und vieles, was er angefangen hat, lebt auch nach seinem Tod weiter. Sein genossenschaftliches Engagement besteht fort in der heutigen Volksbank Nordheide und im Salzhausener Krankenhaus. Und ob es ohne Bodes Einsatz die Heideflächen noch gäbe, die alljährlich Tausende Besucher anlocken, ist fraglich.

Das alte Pastorenhaus wurde 1965 abgerissen, dort steht jetzt das evangelische Gemeindehaus. Doch die Eingangstür zum ehemaligen Pastorat wurde gerettet. Sie kann jetzt im Heimathaus "Dresslers Hus" bewundert werden.

Dort wird auch die große Pastor-Bode-Ausstellung zu sehen sein, die vom 14. Mai bis zum 20. Oktober Leben und Werk des Heidepastors zeigt. Ausgestellt werden persönliche Gegenstände und Bodes Schreibtisch. Die Ausstellung ist einer der Höhepunkte des Bode-Festjahres in Egestorf. Erwartet werden Gäste von weither: Die Nachkommen Bodes leben heute in Guatemala. Sein Sohn Wilhelm war Inspektor auf einer Kaffeefarm in dem mittelamerikanischen Land. Drei Enkel und mehrere Urenkel leben noch immer dort. "Sie sind ganz stolz auf ihren Opa", sagt Marlies Schwanitz.

Die Eröffnungsfeierlichkeiten finden am Himmelfahrtswochenende Mitte Mai statt. Auf dem Programm stehen Gottesdienste, Musik- und Theateraufführungen, Vorträge, Filmvorführungen und Pilgertouren "auf den Spuren Pastor Bodes". Zum 150. Geburtstag wird zur Erinnerung an den Heidepastor eine Linde gepflanzt.