Sprengstoff-Experten beseitigen die gefährlichen Relikte aus dem Krieg

Todtshorn. Todbringende Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg liegen noch immer im Boden der Nordheide. Nachdem Ende des vergangenen Jahres umfangreiche Flächen am Wulfsberg bei Schneverdingen geräumt worden sind, sind die Sprengstoffexperten jetzt bei Todtshorn dabei, alte Munition zu suchen.

Bereits in der ersten Woche fand das Räumungsteam der Berliner Spezialfirma Kemmer 70 Granaten bis zum Kaliber 10,5 Zentimeter. Dazu kommen rund 200 Kilo Munitionsschrott. Die explosive Hinterlassenschaft war gegen Ende des Kriegs hergebracht worden - ob von der Wehrmacht oder von britischen Besatzungstruppen, liegt im Dunkel, wie Diplom-Geologe Martin Kötter vom Institut für Angewandte Hydrogeologie (IFAH) erläutert.

Offensichtlich ist aber, dass damals versucht worden war, die Munition zu vernichten. Ein halbes Dutzend Sprengtrichter waren jahrzehntelang in der Landschaft zu erkennen. Doch das Vorhaben, die gesammelte Munition mittels Sprengung zu zerstören, gelang damals in der Regel nur höchst unvollständig, so Experte Kötter. Zahlreiche Granaten überstanden die Sprengungen unbeschadet oder, und das sei weit gefährlicher, sie bekamen dabei Risse. Dann könne der enthaltene Sprengstoff TNT kristallisieren und schon bei relativ geringer Berührung explodieren.

So ist die Arbeit auf dem 6000 Quadratmeter großen Areal im Wald bei Todtshorn nicht ungefährlich. Die Arbeiter haben zunächst oberflächennahe Bereiche systematisch abgesucht, nun kommt gepanzertes Gerät zum Einsatz. Der Boden wird mit dem Bagger bis zu einer Tiefe von sechs bis sieben Meter ausgehoben, dann maschinell gesiebt, schließlich werden Metallteile per Magnet aufgespürt und herausgeholt. Gleichzeitig wird das Grundwasser in einer Aktivkohleanlage von möglichen Sprengstoffbelastungen gereinigt.

Die große Mehrzahl der Funde wird zur Vernichtung nach Munster gebracht, doch was nicht mehr transportfähig ist, muss vor Ort gesprengt werden. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, versichern die Fachleute, außerdem ist das Gelände eingezäunt und gesichert. Die Arbeiten sollen insgesamt etwa vier Wochen dauern.

Wenn auch der Landkreis Harburg relativ gering belastet ist, so steht Todtshorn nicht allein da: 180 Flächen in Niedersachsen gelten als "verdächtig", erklärt Joachim Noparlik vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) des Landes. Fünf bis acht dieser Flächen werden pro Jahr geräumt - hierfür stellt der Bund etwa 4,2 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.