Hamburg. Wer Fahrstunden in Hamburg machen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Woran das liegt und welche Tipps Experten geben.

Dass es nicht ganz günstig werden würde, war klar. Doch als der 20-jährige Henri aus Eimsbüttel vor ein paar Wochen die Rechnung für seinen Führerschein bekam, musste er zweimal auf die Summe gucken. 3540 Euro sollte er bezahlen.

Als er vor rund eineinhalb Jahren erstmals Kontakt mit der Fahrschule hatte, hatte man ihm gesagt, dass er von etwa 2200 Euro ausgehen solle. Jetzt sind es mehr als 1000 Euro zusätzlich. Henri ist sprachlos. Schließlich hatte er nur 15 Fahrstunden nehmen müssen – also gerade mal drei Stunden mehr als das Minimum von 12 Fahrstunden, und auch die theoretische und praktische Prüfung schaffte er auf Anhieb. Wie ist das zu erklären?

Führerschein in Hamburg kostet im Schnitt mehr als 3000 Euro

So wie Henri dürfte es aktuell vielen jungen Leuten gehen, die in Hamburg ihren Führerschein machen wollen. Das bestätigen zum Beispiel die Fahrschulen Sutt, die mit drei Standorten in Hamburg und Umgebung vertreten ist – in Wandsbek, Volksdorf und Quickborn.

Inhaberin Mareen Sutt erklärt: „Der Führerschein ist definitiv teuer geworden. Vor fünf Jahren zahlten die Schülerinnen und Schüler im Schnitt für den Führerschein noch etwa ein Drittel weniger als derzeit.“

Fahrschul-Inhaberin: „Den ersten Preisruck gab es im ersten Lockdown“

Die Gründe dafür seien vielfältig und lägen zum Teil schon ein paar Jahre zurück. „Den ersten Preisruck gab es im ersten Lockdown, als die Menge der Anfragen plötzlich stark zunahm. Die Fahrlehrer kamen kaum hinterher, und Schülerinnen und Schüler mussten teils lange warten, bis sie die Prüfungen ablegen konnten.“

Diese Verzögerungen halten noch immer an, da das Prüfkontingent vom TÜV Hanse einfach nicht ausreicht, erklärt die Fahrschulen-Inhaberin. „Um in der langen Wartezeit fit am Steuer zu bleiben, nahmen und nehmen viele zusätzliche Fahrstunden. Das war und ist der Haupttreiber.“

Hohe Kosten für den Führerschein: Fachkräftemangel spielt eine große Rolle

Aktuell spielen weitere Faktoren eine Rolle: „Die Spritkosten sind teurer geworden, ebenso die Fahrzeughaltungskosten, die Erwerbskosten für die Fahrschulfahrzeuge, und auch die Stundenlöhne der Fahrlehrer sind deutlich gestiegen“, so Sutt.

Vor fünf Jahren seien im Schnitt 7 Euro pro 45 Minuten weniger verlangt worden. Der höhere Stundenlohn sei insbesondere durch den Fachkräftemangel und die hohe Belastung zu erklären. Trotzdem meint Sutt: „Der Führerschein ist ein Erwerb fürs gesamte Leben und hat endlich eine annehmbare Preisgestaltung, die auch für angehende Fahrlehrer attraktiv ist.“

Hamburg: Fahrschüler müssen bis zu 60 Euro pro Übungsfahrt zahlen

Die Preise, die Jugendliche derzeit für den Führerschein zahlen müssen, waren vor wenigen Jahren noch undenkbar. 2019 etwa hatte die Online-Plattform Ladenzeile die Preise von 120 Fahrschulen in Hamburg verglichen. Die durchschnittlichen Gesamtkosten für den Führerschein lagen damals bei 1996,84 Euro. Der durchschnittliche Preis für eine Übungsfahrt lag bei 42,44 Euro.

Davon können Fahrschüler heute nur träumen. Inzwischen werden pro Übungsfahrt im Schnitt 60 Euro fällig, wie der Fahrlehrerverband Hamburg bestätigt.

Der Verbandsvorsitzende Michael Witt, der selbst zwei Fahrschulen betreibt, erläutert: „Durch die allgemeine Preiserhöhung, den Mangel an Fahrlehrern und die gestiegene Nachfrage hat sich eine Preisspirale in Gang gesetzt, bei der der Leidtragende ganz klar der Endkunde, also der Fahrschüler ist.“

Kosten für den Führerschein: Der Standort entscheidet

Die Kosten für den Führerschein würden in Hamburg stark variieren. Entscheidend dafür sei in der Regel, ob die Fahrschule eher einen ländlichen Raum abdecke oder im Zentrum der Stadt liege. „Am Stadtrand und im Umland bringen viele Jugendliche mehr Erfahrung mit, weil sie die Verkehrsregeln durch Mofa- oder Rollerfahren bereits gut kennen, weil sie schon Trekker gefahren sind oder mit den Eltern auf dem Hof geübt haben. Die Stadtkinder starten dagegen oft bei null“, so Witt.

Durchschnittlich schätzt er, dass je nach Standort in Hamburg zwischen 2500 Euro und 3800 Euro fällig werden. „Aber es gibt auch zahlreiche Fälle, in denen es noch deutlich teuer wird. Bei vielen Fahrschülern und Fahrschülerinnen sind heutzutage 40 bis 45 Fahrstunden nötig, damit sie fit für die Prüfung sind. Das geht schnell ins Geld.“ Und auch die hohe Durchfallquote sorgt für hohe Summen auf der Endrechnung. „Einmal durchfallen kostet allein schon 500 Euro.“

Führerschein Hamburg: Preisspirale neigt sich dem Ende zu

Michael Witt aber glaubt, dass sich die Preisspirale dem Ende zuneigt und in den nächsten Jahren stabil bleiben wird. „Die Ausbildungsstätten sind inzwischen wieder gut gefüllt. Aber es dauert eben ein bis eineinhalb Jahre, bis sie in den Dienst gehen können.“ Auch beim TÜV, der die Prüfungen abnimmt, läuft die Ausbildung wieder gut an.“ Wenn alle Posten wieder besetzt seien, würden sich die Kosten über die Zeit angleichen.

Ansonsten haben aus seiner Sicht auch die Eltern der angehenden Prüflinge Möglichkeiten, die Kosten schon im Voraus zu dämmen. Sein Appell: „Kommunizieren Sie mit Ihren Kindern, während Sie Auto fahren. Erklären Sie, was Sie wann und warum machen. Lassen Sie Ihre Kinder teilhaben.“

Und ganz wichtig: „Lassen Sie Ihre Kinder während der Autofahrt statt aufs Handy mal auf den Straßenverkehr und auf die Verkehrsschilder gucken. Das spart der Erfahrung nach ein paar Fahrstunden, weil man nicht bei null anfängt.“