Hamburg. In den Gemeinderäumen an der Deelböge eröffnete der Täter das Feuer. Mehrere Menschen starben. Polizei spricht von Amoklauf.

Durch Schüsse sind am Donnerstagabend in Gemeinderäumen der Zeugen Jehovas an der Straße Deelböge mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Medienberichten zufolge starben sechs oder sieben Menschen, mindestens acht weitere seien verletzt worden. Der Täter ist möglicherweise tot, seine Tat stuft die Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein. Die Hintergründe waren auch rund sieben Stunden nach der Tat zunächst unklar.

Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte für den Mittag eine Pressekonferenz an, bei der Details zu der Tat und zum Stand der Ermittlungen bekanntgegeben werden sollen.

Tote und Verletzte bei den Zeugen Jehovas – Zeugen meldeten Schüsse

Um 19 Uhr hatte in den Gemeinderäumen eine Veranstaltung mit zahlreichen Teilnehmern begonnen. Zwei Stunden später, gegen 21.08 Uhr, wurden Feuerwehr und Polizei nach Alsterdorf gerufen. Zeugen hatte Schüsse gemeldet.

Eine Anwohnerin sprach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von "vier Schussperioden", in denen jeweils mehrere Schüsse gefallen seien. Der Gottesdienst der Zeugen Jehovas sei ihr zufolge "immer sehr gut besucht".

Schießerei Deelböge: Tote und Verletzte bei den Zeugen Jehovas

Angehörige der Spezialeinheit USE (Unterstützungsstreife für besondere Einsatzlagen), die sich zum Zeitpunkt der Alarmierung zufällig in der Nähe des Tatorts befanden, betraten das Gebäude als erste. Ihnen bot sich ein Bild des Schreckens: In der Nacht wurden mindestens sieben Schwerverletzte gemeldet. Zur genauen Zahl der Toten äußerte sich die Polizei zunächst nicht, vor Ort war die Rede von sechs oder sieben.

Der Tatort, die Gemeinderäume der Zeugen Jehovas an der Deelböge.
Der Tatort, die Gemeinderäume der Zeugen Jehovas an der Deelböge. © Michael Arning

Laut Polizeisprecher Holger Vehren hörten die eintreffenden Beamten einen weiteren Schuss und trafen im Obergeschoss auf eine Person, bei der es sich um den Täter handeln könnte. Gemäß dem aktuellen Ermittlungsstand wird davon ausgegangen, dass der Täter allein handelte und keine Tatbeteiligten flüchteten.

Die Polizei richtete ein Hinweisportal ein. Auf der Webseite könnten „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden“, teilte die Polizei Hamburg auf Twitter mit.

Schießerei Deelböge: Täter könnte unter den Toten sein

Es besteht die Möglichkeit, dass der Täter während der laufenden Veranstaltung zunächst das Feuer auf die Gemeindemitglieder eröffnet hat und beim Eintreffen der Polizei die Waffe gegen sich selbst richtete. Trotzdem wurden sofort Kräfte aus dem gesamten Stadtgebiet zusammengezogen, darunter auch das SEK.

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Neben den Verletzten wurden 17 weitere Menschen, die ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen hatten, aber unverletzt blieben, in einem Großraumrettungswagen der Feuerwehr betreut.

Deelböge ist auch in der Nacht noch vollständig gesperrt

Der Tatort befindet sich kaum einen Kilometer Luftlinie vom Polizeipräsidium entfernt. Das Haus liegt unscheinbar neben einer Jet-Tankstelle, in unmittelbarer Umgebung hat das Hamburger Telekommunikationsunternehmen Freenet seinen Sitz, auch der NDR hat hier Büros angemietet, es gibt eine Kita, einen Tennisverein und sehr viele Wohnhäusern und Wohnungen. Die Sporthalle Hamburg ist nur wenige Hundert Meter entfernt, genauso wie der Stadtpark.

Die Straße Deelböge wurde für den gesamten Verkehr gesperrt, auch Fußgänger durften nicht passieren. Auch Stunden nach der Tat war eine große Zahl Einsatzkräfte vor Ort. Die Entschärfer des Landeskriminalamtes durchsuchten in der Nacht das Gebäude, laut Polizeiangaben eine Routinemaßnahme in Anbetracht des Geschehens.

Spurensicherung betritt in der Nacht den Tatort

Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Eine Warnung an die Anwohnenden wurde mittlerweile wieder aufgehoben.

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Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.

Tschentscher und Fegebank sprechen Angehörigen ihr Mitgefühl aus

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher äußerte sich erschüttert und sprach den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus.

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Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank war schockiert, sprach Freunden und Verwandten der Opfer ihr Mitgefühl aus und dankte den Einsatzkräften.

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Die Spezialeinheiten SEK und USE wurden ebenfalls zum Tatort an der Deelböge gerufen.
Die Spezialeinheiten SEK und USE wurden ebenfalls zum Tatort an der Deelböge gerufen. © Michael Arning

Das blutigste Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte

Die Tat an der Deelböge könnte das seit Jahrzehnten blutigste Verbrechen in Hamburg sein. Vor fast 30 Jahren, am 10. November 1996, hatte ein Zuhälter zusammen mit Komplizen ein Bordell an der Budapester Straße gestürmt und das Feuer eröffnet. Zwei Menschen starben, sechs weitere wurden verletzt. Die Tat am Donnerstagabend geht allem Anschein nach noch deutlich darüber hinaus, auch wenn die Polizei sich weiterhin nicht offiziell zur Zahl der Toten äußert.

Polizisten aus dem ganzen Stadtgebiet wurden an der Deelböge zusammengezogen.
Polizisten aus dem ganzen Stadtgebiet wurden an der Deelböge zusammengezogen. © Michael Arning
Pressevertreter haben sich vor dem Tatort versammelt.
Pressevertreter haben sich vor dem Tatort versammelt. © Michael Arning

Was genau passiert ist und ob der Täter tatsächlich unter den Toten ist, steht in der Nacht zum Freitag noch nicht fest. Die Polizei bat mehrfach bei Twitter darum, Spekulationen zu Tat und Tathergang zu unterlassen. "Sobald es gesicherte Information zum Einsatz in Groß Borstel gibt", werde man umgehend informieren.

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Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als „allmächtigen Gott und Schöpfer“ und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden.

Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die „Weltzentrale“ ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200.000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.