Hamburg. Vater zweier Kinder stirbt trotz dramatischer Rettungsaktion in Timmendorf. Nachbarn wollen mit einer ungewöhnlichen Aktion helfen.

Raj T. war ein beliebter Mann in Eppendorf. Mehr als zehn Jahre lang stand der 40-Jährige in seinem Kiosk im U-Bahnhof Klosterstern – von morgens um 7 bis abends um 21 Uhr. Viele Nachbarn kannten und schätzten den zurückhaltenden Familienvater aus Afghanistan.

An einem Donnerstag Ende Mai brach der 40-Jährige zusammen mit Freunden zum Timmendorfer Strand auf, um einmal eine kurze Auszeit von seiner anstrengenden Arbeit zu nehmen. Doch was als fröhlicher Ausflug begann, endete in einer Tragödie. Wie sein Bruder dem Abendblatt erzählt, ging Raj T. in der Ostsee schwimmen, geriet dabei möglicherweise in einen tückischen Strudel oder eine Strömung.

Ärzte kämpften um das Leben von Raj T.

Kurze Zeit später entdeckte ein Surfer den reglosen Mann. Er konnte zwar noch lebend aus dem Wasser gezogen und in eine Lübecker Klinik gebracht werden. Die Ärzte kämpften dort um das Leben von Raj T. Doch am 2. Juni verstarb der Vater zweier Kinder.

Um zumindest die finanziellen Folgen des tragischen Badeunfalls ein wenig abzumildern, haben die Nachbarn und Kunden des Kioskbesitzers nun eine bewegende Hilfsaktion für die Familie gestartet. Eine befreundete Rechtsanwältin hat ein Konto im Namen der Familie eingerichtet, in der Nähe des Zeitungsladens in Eppendorf hängen seit einigen Tagen Zettel aus.

Mit diesem Aushängen sammeln die Nachbarn Spenden für die Familie des verstorbenen Kioskbesitzers. Namen und Kontonummer haben wir aus Datenschutzgründen entfernt
Mit diesem Aushängen sammeln die Nachbarn Spenden für die Familie des verstorbenen Kioskbesitzers. Namen und Kontonummer haben wir aus Datenschutzgründen entfernt © Albert Heim

"Raj T. war ein ausgesprochen zurückhaltender, liebenswürdiger Mensch", sagt Schwen Sörensen, der die Hilfsaktion für die Familie initiiert hat. "Sein tragischer Tod hat uns in der Nachbarschaft tief berührt." Der Volkshochschuldozent hat regelmäßig in dem Kiosk eingekauft, sich oft mit dem Besitzer unterhalten.

Laufender Pachtvertrag für Kiosk

Die Rechtsanwältin Angelika von Amelunxen hat bei der Hamburger Sparkasse das Konto im Namen der Familie eingerichtet. Sie kennt den verstorbenen Kioskbesitzer und dessen Kinder schon seit vielen Jahren, hat Raj T. auch schon in einem Rechtsstreit vertreten. "Im Augenblick ist die Situation sehr schwierig für die Familie", sagt von Amelunxen. "Es gibt unter anderem einen laufenden Pachtvertrag, der erfüllt werden muss, obwohl es in der Familie niemanden gibt, der den Kiosk ständig führen kann."

"Ich bemühe mich im Augenblick, den Kiosk zumindest zeitweise zu öffnen", sagt der Bruder des Verstorbenen, "Da ich aber eigentlich als Busfahrer arbeite, habe ich dazu nur wenig Zeit."

Nach Angaben von Angelika von Amelunxen ist die Hilfsbereitschaft der Nachbarn für die Familie enorm. "Es sind schon fast 5000 Euro auf dem Konto eingegangen", sagt sie.