Mieter lehnen Angebot des Investors ab, ins Erdgeschoss zu ziehen. Der Investor will die vernachlässigten Häuser am Eppendorfer Baum entkernen, 24 Wohnungen bauen und diese verkaufen.

Hamburg. Der Streit um die Hegestraße 46 geht weiter. Der Investor, die „GbR Hegestraße 44-48“, will die vernachlässigten Häuser am Eppendorfer Baum entkernen, 24 Wohnungen bauen und diese verkaufen. Im Weg stehen ihm acht Mieter, die noch in der Anlage mit 36 Wohnungen wohnen und nicht rauswollen. Deshalb hat der Eigentümer den Mietern vor einem Jahr gekündigt. Seitdem tobt ein Kampf, in den auch das Bezirksamt Nord verwickelt ist.

Da der Streit schon lange andauert, hat der Eigentümer den Mietern vor Kurzem ein Angebot vorgelegt: Die Gebäude sollen, wie geplant, umgebaut werden, die Mieter ziehen für diese Zeit in Ersatzwohnungen, für die sie keine Miete zahlen müssen. Nach der Fertigstellung sollen die Mieter „moderne Wohnungen im Erdgeschoss der Seitenhäuser“ bekommen – die Kaltmiete soll zehn Euro pro Quadratmeter betragen. Auch die Umzugskosten wollte der Investor tragen.

Doch die Mieter lehnen das Angebot ab: „Wir misstrauen den Eigentümern mittlerweile zutiefst“, schreiben sie in einer Erklärung. Sie werfen dem Investor vor, Wohnungen in dem Areal absichtlich zerstört zu haben, damit sie nicht mehr vermietet werden können. Die Vorwürfe sind auch Gegenstand von Ermittlungen, die das Bezirksamt Nord gegenwärtig durchführt.

Die Absage an den Investor erfolgt nicht nur wegen des mangelnden Vertrauens: „Einige von uns sind so alt, dass sie den Auszug kaum schaffen und den Rückzug möglicherweise nicht mehr erleben würden“, schreiben die Bewohner in ihrer Erklärung weiter.

Die geplanten Erdgeschoss-Wohnungen seien „die kleinsten, schlechtesten und dunkelsten“. Die meisten Bewohner leben momentan nicht im Erdgeschoss. Wenn sie sich auf den Deal einließen, würden einige ihre Wohnungen in den höheren Etagen mit Blick auf den Isebekkanal verlieren – der Investor hat ihnen lediglich eine neue Bleibe in den Seitenhäusern angeboten. Hinzu kommt, dass die Mieten der meisten Bewohner im Moment noch unter 10 Euro pro Quadratmeter liegen. Die Mieter wollen in ihren Wohnungen bleiben, in denen sie seit bis zu 40 Jahren leben und die sie selbst „mit großem Einsatz und finanziellem Aufwand“ hergerichtet haben.

Für sie steht fest: „Wir möchten nicht wie Gentrifizierungsopfer vor Ort als verbliebene Mieter zweiter Klasse neben reichen Eigentümern von schicken Wohnungen mieten.“ Sie schließen sich einem Vorschlag des SPD-Politikers Werner Dobritz an. Der hatte die Stadt aufgefordert, das Areal aufzukaufen und zu sanieren – und Wohnungen zu bezahlbaren Mieten anzubieten.

Jetzt geht der Streit vor dem Hamburger Amtsgericht weiter. Dort wird seit Ende Juli über die erste Räumungsklage des Eigentümers verhandelt. Eine Entscheidung wird gegen Ende des Monats erwartet.