Internetmillionär Vijay Sapre hat das Literaturhaus Café übernommen. Das Tagesgeschäft übernimmt Oliver Schubert, der im Sternerestaurant Le Canard noch zu Zeiten von Josef Viehhauser sein Handwerk gelernt hat.

Hamburg. Sommerlich schick, so betritt Vijay Sapre den prächtigen Festsaal im Literaturhaus Café am Schwanenwik und nimmt unter dem mächtigen Kronleuchter Platz. Er trägt einen weißen Leinenhut zum rosafarbenen Hemd und dem blauen Sakko mit weißen Streifen.

In dem traditionsreichen Künstlertreff wird der Internetmillionär, der mit dem Verkauf des Portals mobile.de zum wohlhabenden Mann wurde, künftig häufiger anzutreffen sein. Aber nicht als Gast, sondern als neuer Betreiber. Der bisherige Inhaber hatte vor Kurzem Insolvenz angemeldet. Jetzt hat Vijay Sapre die Gastronomie und die 35 Mitarbeiter übernommen.

Der Unternehmer lässt den Blick durch den Festsaal schweifen und sagt: „Diese Location ist ein Geschenk – so stilvoll und ein Ort voller Geschichte.“ Seit 24 Jahren gehen im Literaturhaus berühmte Schriftsteller und Künstler ein und aus. Unzählige Lesungen, hochkarätige Empfänge, Festlichkeiten und Hochzeiten wurden in den repräsentativen Räumlichkeiten auf der Uhlenhorst über die Jahrzehnte gegeben. Und nun ist Vijar Sapre der Hausherr im Café. Er passt als Genießer perfekt hierher. Sein eigenes Hochglanzmagazin „Effilee“ beschäftigt sich mit Essen und Trinken. Passenderweise ist Vijay Sapre ein leidenschaftlicher Hobbykoch.

Zu Hause in Övelgönne backt er inzwischen sogar die Frühstückscroissaints selbst. Diese Kunst hat er sich von einem französischen Patissier beibringen lassen. Wenn er am Herd steht, gibt es häufiger mal Steak: „Ein gutes Steak zuzubereiten, ist auch eine Kunst für sich. Besonders wichtig ist die Fleischqualität.“ Seine Familie, dass sind Frau Karen und die drei Söhne, lassen es sich dann schmecken. „Eigentlich ist das Feedback immer positiv“, sagt Sapre. Von seinen Kochkünsten können sich künftig auch die Gäste im Literaturhaus Café überzeugen. Ab und an wird der Chef persönlich am Herd stehen: „Das macht einfach Spaß, denn Kochen ist etwas so Kreatives. Und wichtig: Man lernt nie aus.“

Ehrensache, dass Vijay Sapre auch bei der Neugestaltung der Speisekarte ein Wort mitreden wird: „Wir wollen eine klassische Küche bitten. Gerichte wie Tafelspitz oder ein leckeres Wiener Schnitzel gehören dazu. Im Winter Gans und Ente.“ Wichtig ist dem Gourmet: „Die Qualität der Ware muss stimmen.“ Kultur und Genießen sollen künftig bei kulinarischen Lesungen miteinander verzahnt werden.

Das Tagesgeschäft im Künstlertreff überlässt Vijar Sapre einem Profi: Oliver Schubert, der im Sternerestaurant Le Canard noch zu Zeiten von Josef Viehhauser sein Handwerk gelernt hat, wird sich um Küche und Service kümmern. Mit Service kennt sich Vijay Sapre allerdings auch aus. Zu Studienzeiten hat er in der Gaststätte eines Sportvereins im Erlanger Stadtteil Groß Dechsendorf gejobbt. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Heute ist der 51-Jährige nur noch ab und an mal zu Gast in der Vereinskneipe von Fußball-Oberligist Altona 93. Aber meist steht er am Spielfeldrand: „Ich bin ein begeisterter Fan. Man ist nah an der Mannschaft, die einfach authentisch ist, dran.“

Selbst spielt der ehemalige Marathonläufer aber nicht. Ihm reicht es, die Begegnung auf dem Rasen zu verfolgen. Wenn sein Team gewinnt, ist es für ihn ein Genuss, so wie bei einem guten Essen.