Gemeinde plant Neubau, stößt damit aber auf Widerstand, auch bei den Denkmalschützern. Im Stadtteil gehen die Meinungen hin und her.

Hamburg. Wie geht's weiter mit der Frohbotschaftskirche in Dulsberg? Das Gotteshaus mit dem weithin sichtbaren mächtigen Turm steht seit 1937 am Straßburger Platz und ist nach Meinung der Gemeinde nicht mehr zu halten. Zu groß, zu teuer, zu sanierungsbedürftig. Heute soll es nun mehr Klarheit geben. Vertreter vom Bezirksamt Hamburg-Nord, der Kirchengemeinde, des Kirchenkreises und des Denkmalschutzamtes treffen sich im Gemeindesaal zu einem Sondierungsgespräch.

Leicht fällt es Pastorin Maren Wichern, 47, nicht, wenn sie vom Abriss spricht. "Seit 1986 beschäftigen wir uns mit dem Thema, dass das Platzangebot der Kirche nicht mehr zeitgemäß ist und gleichzeitig der Erhalt der Gebäude sehr viel Geld kostet." Immer wieder wurden Um- und Neubaupläne gemacht, immer wieder wurden sie nicht realisiert. Immer weiter aber ging der Verfall der Kirche. Mittlerweile ist das Dach schadhaft, das Mauerwerk hat Risse, die Fugen der Fenster sind verrottet. Mehr als 500.000 Euro würde die Sanierung kosten. Geld, das die Kirchengemeinde nicht hat.

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Hinzu kommt, dass das Kirchenschiff etwa 300 Plätze hat, aber nur 20 bis 30 Gläubige regelmäßig den Gottesdienst besuchen. Nur zu Weihnachten ist das Gotteshaus mal voll. Die Kita dagegen hat lediglich 42 Plätze, aber viel mehr Kinder wollen dort betreut werden. "Wir möchten auch eine Krippe einrichten, aber zurzeit geht das nicht", sagt Pastorin Wichern.

Ein Neubau als "Neues soziales Zentrum Dulsberg" wäre kleiner, bedarfsgerechter und ernergetisch auf dem neuesten Stand. 650 Quadratmeter könnten auf die Kirchengemeinde entfallen, 500 Quadratmeter auf die Kita, in der dann vier Gruppen betreut würden und auch viel Platz zum Draußenspielen vorhanden wäre. 2000 Quadratmeter schließlich möchte gern das SOS-Kinderdorf für ein Familienprojekt auf dem Dulsberg nutzen, nach Berlin wäre das Projekt erst das zweite innerstädtische in ganz Deutschland.

Im Stadtteil gehen die Meinungen hin und her, was aus der Frohbotschaftskirche wird, auch wenn der Turm auf jeden Fall stehen bleiben soll. Diejenigen, die wie die Linke und wie eine gerade gegründete Bürgerinitiative, die Kirche erhalten möchten, können die finanziellen Belastungen nicht ignorieren. Und diejenigen, die Neubauten favorisieren, freuen sich nicht auf die Abrissbirne.

Bevor aber die Bagger anrücken, muss das Amt für Denkmalschutz seinen Segen geben. "Das Amt hat die Kirche als 'erkanntes Denkmal' eingestuft und ist bisher gegen einen Abriss", sagt Pastorin Wichern. "Deshalb reden wir am Dienstag." Ihr Wunsch: "Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollte hier etwas entstehen, was für die Gemeinde und den Stadtteil tragbar ist."