Nikolaj und Gabriel aus Litauen sitzen zwei- bis dreimal pro Woche unter der Mühlenteichbrücke an der Alster, auch wenn sie gar nichts fangen.

Hamburg. Vom nahen Planschbecken am Hayns Park kommen die Rufe und das Jauchzen der Kinder. Auf einem kleinen Kai der Mühlenteichbrücke lachen Teens, die sich sonnen und baden. Radler fahren knirschend über den Sandweg. Es ist der Klang des Sommers an der Alster. Unterhalb der Brücke sitzen zwei fröhliche Männer auf ihren Klappstühlen wie in Stein gemeißelt. Sie angeln und genießen den Sommer.

Brassen wollen Nikolaj und Gabriel aus Litauen fangen. Denn die Brassen, die in der deutschen Küche keine große Bedeutung haben, essen beide gern. Und so haben sie es sich im Schatten bequem gemacht. Mit allem Kram, den Angler so brauchen: Das sind neben den Angelgeräten Plastikdosen mit Stullen und Thermoskannen mit Getränken zur Pflege des eigenen Wohlbefindens. Und ein Eimer mit einem Gemisch aus Brotkrumen und Haferflocken zur Pflege des Wohlbefindens der Fische.

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Lockfutter nennt man das, was die beiden ohne Haken ins Wasser schleudern. Das Futter soll die Brassen an die Haken locken, die mit Fliegenmaden bestückt sind.

Doch nichts passiert. Nur die Enten haben sich an die beiden ruhigen Angler gewöhnt und stibitzen mit langen Hälsen Futter, das auf den Boden gefallen ist. "Wir sind schon sechs Stunden hier ohne Fang, vielleicht ist es zu heiß", sagt Nikolaj, der sich wie sein Kumpel nicht die Laune verderben lässt. Mittags um 13 Uhr beenden beide die Sitzung an der Alster und freuen sich auf die Wiederkehr. "Zwei- bis dreimal die Woche sind wir hier", sagt Nikolaj. Die Alster ist ein sogenanntes "freies" Gewässer, und das Fischen dort ist eigentlich einfach, weil man in keinem Angelverein Mitglied sein muss, doch hochbürokratisch: Von der Fuhlsbüttler Schleuse bis zur Einmündung der Alsterfleete in die Elbe darf jeder am Ufer fischen, der zwölf Jahre alt ist, hier seinen Hauptwohnsitz und zwei Papiere hat.

Erstens muss er die sogenannte Fischereiprüfung abgelegt haben. Zweitens muss er sich einen "Fischereischein" in einem der Kundenzentren ausstellen lassen. Der kostet 7,50 Euro plus fünf Euro für die "Jahresfischereiabgabe". Sehr beliebt bei den Angel-Spezialisten ist das Fischen vom Boot in der Alster, weil man da die Chance hat, einen größeren Hecht zu fangen. Dazu braucht man die "Alsterbootangelkarte".

Der Bezirk Eimsbüttel zum Beispiel stellt dafür ein Kontingent für 16 Alsterbootangelkarten zur Verfügung.

15 Karten wurden für das Jahr im Amt Eimsbüttel 2012 schon ausgegeben. Nach einem Aufdruck auf der Alsterbootangelkarte ist das Angeln vom Boot aus nur auf der Alster von der Hasenbergbrücke bis zur Reesendammbrücke sowie in den Nebengewässern der Alster - mit Ausnahme des Stadtparksees und der innerhalb des Stadtparkgeländes befindlichen Teile des Goldbek- und Stichkanals gestattet.

Für Ausländer, die eine Fischereiberechtigung ihres Heimatlandes haben, gelten Sonderregelungen, solange sie nicht ihren Hauptwohnsitz im Inland haben.

Für Nikolaj und Gabriel heißt es: Nach dem Angeln ist vor dem Angeln. Sorgfältig packen sie ihren Sachen zusammen und verstauen sie in einem alten Einkaufstrolley. Um dann bei der kommenden Angeltour vom Klappstuhl aus wieder die Aussicht auf die wunderschöne Alster und vielleicht doch einen Fang zu genießen.