Bezirk will neues Hebebrandquartier am Stadtpark mit 1350 Einheiten bauen. Viele Parzellen von Kleingärtnern sind davon betroffen.

Barmbek-Nord/Winterhude. Es gilt als das größte Stadtentwicklungsprojekt im Bezirk Nord. Jetzt ist das Wohnungsbauvorhaben mit dem Arbeitstitel Hebebrandquartier im Bereich Rübenkamp (Barmbek-Nord), Stadtpark und City Nord seiner Realisierung ein Stück näher gekommen. Die Ergebnisse des städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerbs stehen fest. Diese bilden die Grundlage des laufenden Bebauungsplanverfahrens.

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Auf der knapp 27 Hektar großen mittleren und südlichen Fläche des Hebebrandquartiers sollen 1350 Wohnungen gebaut werden, 60 Prozent davon werden öffentlich gefördert. Die Wettbewerbsgewinner, das Büro e2a eckert architekten aus Zürich und Lichtenstein Landschaftsarchitekten aus Hamburg, wurden aus 26 eingereichten Arbeiten von einer elfköpfigen Jury ausgewählt, der Entwurf sieht vor, die leicht versetzten und verdrehten Baufelder mit den Kleingärten zu verbinden und die Gärten als prägendes Element zu integrieren. Vorgesehen sind familien- und generationengerechtes Wohnen. Eine Vorgabe war, dass nicht mehr als zwölf bis 15 Parteien pro Eingang leben, um einer möglichen Anonymität entgegenzuwirken.

Ein Teil der Wohnblöcke soll autoarmes Leben zum Schwerpunkt haben und daher nicht die gesetzlich vorgeschriebene Stellplatzmenge von 0,6 pro Wohnung, sondern lediglich 0,2, die innerhalb des Rings 2 nachgewiesen werden müssen. Aber auch mindestens 160 Kleingartenparzellen sollen auf einer Fläche von sechs Hektar Platz finden.

"Dieser Entwurf macht sich Gedanken darüber, wie man das Thema Stadt und Kleingärten zusammenbringt, statt die Parzellen irgendwo auf Restflächen unterzubringen", sagt Oberbaudirektor Jörn Walter. Breite Durchgänge zwischen den Häuserblöcken und dem öffentlichen Raum bilden zusammen mit den Wegen in die umgehende Parklandschaft ein dichtes Wegenetz, heißt es in der Beschreibung zu dem mit 28 100 Euro dotierten Siegerentwurf. "Die offene Fassung mit Lauben und Pergolen ist aus gestalterischer und auch klimatischer Sicht sinnvoll und kann zur Begegnung zwischen Kleingärtnern und Quartiersbewohnern beitragen", heißt es weiter.

Um diese Kleingärten hatte es im Vorfeld der Planungen Diskussionen gegeben: Auf dem Gebiet liegen noch 330 Kleingarten-Parzellen. "Damit müssen wir respektvoll umgehen", sagt Harald Rösler, kommissarischer Leiter des Bezirksamts Nord. Seit November vergangenen Jahres gibt es daher einen Beirat, der die Planungen begleitet. Darin sind Vertreter des Landesbundes der Gartenfreunde, Bürger, Vertreter sozialer Vereine, der Politik und Wohnungswirtschaft. Die Zahl der Parzellen wird um etwas mehr als die Hälfte reduziert. Ausgleichsflächen sind in Langenhorn und auf einer Fläche am Wiesendamm in der Nähe der U-Bahn-Haltestelle Saarlandstraße vorgesehen. Noch betreibt das Bezirksamt Nord dort einen Anzuchtgarten für Pflanzen.

"Wir wollen mit den Kleingärtnern ein Konzept entwickeln für den neuen Stadtteil", sagt Hans-Peter Boltres, der Leiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Nord. Das sei ihm eine Herzensangelegenheit.

+++ Mietenspiegel +++

Die Kultur der Kleingärten wandle sich, sagt Harald Rösler. Vielleicht hilft das bei zukünftigen Planungen neuer Wohnungen in einer Großstadt wie Hamburg. "Eine Familie mit kleinen Kindern ist vielleicht mit einem Gemeinschaftsgarten auf Zeit glücklich, während andere 1000-Quadratmeter-Gärten brauchen", sagt Rösler. "Wie sieht der Kleingarten in der Stadt der Zukunft aus?" Oberbaudirektor Jörn Walter sieht im Hebebrandquartier auch einen möglichen Vorreiter für andere Bauprojekte in Hamburg, in denen Kleingärten Wohnungen weichen müssen. Die konkrete Ausgestaltung der Kleingartenflächen im Hebebrandquartier wird in einem weiteren Verfahren mit den Betroffenen vom Spätsommer an erörtert werden. Die Kleingärtner bleiben skeptisch. Von einer Änderung der bisherigen Kleingartenkultur halten sie nicht viel. "Dafür müsste auch das Bundeskleingartengesetz geändert werden, das uns ja auch Schutz bietet", sagt Wolfgang Herbst vom Gartenbauverein Heimat, der mit derzeit 220 Parzellen auf dem Gelände vertreten ist. "Wir wollen hier nicht weg, und wir wollen auch nicht, dass Hamburg weiter versiegelt wird." Daalle Parteien im Bezirk das Wohnungsbauvorhaben begrüßen und die politische Unterstützung fehle, "machen wir das Beste daraus und beteiligen uns an den Planungen", sagt Herbst. Die Bauwagenbewohner der "Borribles", zudenen etwa 30 Menschen gehören und die auf dem Gelände ihren Standorthaben, werden von ihrem jetzigen Standort etwa 50 Meter weiterziehen.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs sind bis zum 3. Juli im Hentrich-Saal der Stiftung Alsterdorf, Alsterdorfer Markt 6 b, zu sehen und später im Bezirksamt Nord an der Kümmellstraße 5-7. Baubeginn: frühestens Ende 2014.