Schmidt war Schüler, Lehrer, Leiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Hier lernte er seine Frau kennen - und übergibt dem Enkel das Abizeugnis.

Ohlsdorf. Nein, ein Beispiel für Mobilität sei er nicht gerade, sagt Frank Schmidt, Schulleiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) in Ohlsdorf. Er lernte dort als Schüler seine Frau kennen und vor allem lieben, war dort später Referendar, Lehrer und eben Schulleiter. Seine Tochter ging ebenso auf das Gymnasium wie seine beiden Enkel, die hier ihr Abitur machen. Am Dienstag war die offizielle Pensionierungsfeier für den 65-Jährigen. Zum Abschluss seiner Schulleiter-Karriere überreicht Frank Schmidt Enkel Fabian an diesem Sonnabend auch noch das Abiturzeugnis. Mehr Beständigkeit ist kaum möglich.

Und wie schön muss es sein, wenn jemand, sobald er an seine eigene Schulzeit zurückdenkt, einen etwas verklärten Blick bekommt und ins Schwärmen gerät. Wie Frank Schmidt. Da ist zum Beispiel sein alter Klassenlehrer Herr Altenburg, der heute 91 Jahre alt ist, Theo genannt wird und mit Frank Schmidt immer noch befreundet ist. Herr Altenburg war auch bei seiner Hochzeit dabei. Und Ehefrau Antje ist der Hauptgrund, warum Frank Schmidt so von seiner Schulzeit schwärmt. Denn eigentlich ist die Geschichte seiner beruflichen Laufbahn eine Liebesgeschichte.

"Sie war reizend, von Anfang an", sagt Frank Schmidt. 1958 war das, als seine spätere Frau und er in dieselbe Klasse gingen. Das Gebäude war gerade gebaut, und es fehlten noch naturwissenschaftliche Räume und eine Turnhalle. "Wir waren froh, dass wir überhaupt ein Schulgebäude hatten", sagt Herr Schmidt. 40 Kinder waren damals in einer Klasse. Und eine davon war Antje Eul, seine große Liebe. Das Interesse war zu der Zeit allerdings noch einseitig, das änderte sich erst in der oberen Mittelstufe. Und dann zeigt Herr Schmidt eine Reihe von alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die er mit seiner Kamera auf Schulfeiern gemacht hat. Und immer ist ein junges Mädchen mit langen braunen Haaren darauf zu sehen. "Sie war eine zarte Erscheinung. Ich habe sie verehrt, bin aber nicht bei ihr gelandet", sagt Frank Schmidt und lacht. Er hat sie ja dann doch bekommen, auf der Klassenreise an der Lahn, 1964 oder 1965 war das. "Sie ist tatsächlich bereit gewesen, mit mir ins gleiche Boot zu steigen, als wir einen Vulkansee besucht haben. Und sie ließ sich von mir halten." Die Mitschüler haben diese Szene fotografiert. Das Foto hält Herr Schmidt in seinen Händen hier im Schulleiterbüro. Auf der Rückfahrt mit dem Zug zurück nach Hamburg haben die beiden die ganze Zeit geschäkert. 16 oder 17 waren sie damals. Der erste Kuss kam allerdings erst später.

Seine Antje verließ das Gymnasium dann zwar noch vor dem Abitur und wurde Arzthelferin, ein Paar sind die beiden dennoch geblieben. 1967 machte Frank Schmidt sein Abitur am ASG, das bis Anfang der 70er-Jahre Albert-Schweitzer-Schule hieß. Bis dahin war dort ein Waldorf-Zweig untergebracht. Aus diesem Schulversuch gingen dann die heutige Albert-Schweitzer-Schule und das Albert-Schweitzer-Gymnasium hervor.

Nach seinem Studium kam er 1977 als Lehrer für Mathematik und Physik zurück ans ASG und bekam eine 5. Klasse mit 35 Schülern, die er sechs Jahre lang als Klassenlehrer hatte. "Das war eine Offenbarung. Ich bin ja Lehrer geworden, um Klassenlehrer zu werden", sagt er. Und auch, weil er es besser machen wollte als sein Vater, der ebenfalls Lehrer war, aber kein guter, wie Frank Schmidt sagt. Er kommt aus einer Lehrer- und Pädagogenfamilie. "Wenn das in einer Familie mal ausbricht, dann lernt man keinen ordentlichen Beruf mehr", sagt er und lacht.

Nach einer Zwischenstation als stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Ohmoor in Niendorf, kam er Mitte 1999 zurück ans ASG und wurde dort Schulleiter. "Ich bin darüber sehr glücklich, dass das so gelaufen ist", sagt er heute. "Es war gar nicht geplant, hier Schulleiter zu werden, aber man hat es nicht in der Hand."

Für Tochter Tanja, 44, die nur ein Jahr nach dem Abitur ihres Vaters geboren wurde, war es nie ein Problem, den Vater als Lehrer an ihrer Schule zu haben. "Sie lernte Cello und ging in unsere Musikklasse. Das war ein Glücksfall für sie", sagt Frank Schmidt. 1987, also 20 Jahre nach ihrem Vater, hat Tochter Tanja am ASG Abitur gemacht. Sein Sohn Henning, 36, kam nicht so gut damit klar, seinem Vater im Schulalltag so nah zu sein. Er wechselte ans Heilwig-Gymnasium. Frank Schmidt: "Die Kollegen meinten, ich stünde dem Sohn in seiner Entwicklung im Weg." Auch Tanja und Henning sind Lehrer geworden. Wenn Enkel Fabian an diesem Sonnabend sein Einser-Abiturzeugnis vom Großvater bekommt und die Schule verlässt und auch Frank Schmidt zum Ende des Jahres geht, hält nur noch Enkel Hannes die Stellung - nach einem Austauschjahr in Chile.