Axel Tiedemann fuhr als Decksmann auf einem Bananendampfer, der regelmäßig am Kleinen Grasbrook festgemacht hat. Heute schreibt er als Reporter über den Hafen.

Mein Lieblingsplatz

Warum Stadtplaner immer wieder vom Kleinen Grasbrook träumen, um Platz für neue Visionen zu bekommen, lässt sich hier gut nachvollziehen: Ganz am Ende der Kaizunge der historischen 50er-Schuppen ist man Elbe und Stadt so nahe wie sonst kaum. Dort, wo früher die Barkassen mit den Hafenarbeitern anlegten, steht noch die alte Stein-Balustrade der Anlage aus der Kaiserzeit. Die HafenCity und Innenstadt scheinen greifbar dicht, dazwischen schwappt das Elbwasser. Einen besseren Blick auf Hamburg gibt es nirgends sonst in der Stadt.

Das Original

Auf dem Kleinen Grasbrook ist das natürlich ein Schiff: Die "Bleichen" wurde 1958 in Rendsburg gebaut und fuhr für die Hamburger Reederei H.M. Gehrckens vor allem auf der Ostsee. 1970 wurde sie verkauft und bald von einem türkischen Reeder übernommen, der die alte Technik (meist made in Hamburg) penibel pflegen ließ. 2006 konnte die Stiftung Hamburg Maritim das Schiff vor der Verschrottung retten - heute ist es ein Museumsfrachter mit Platz für Veranstaltungen aller Art in seinen Laderäumen. Infos und Termine: www.msbleichen.de

Ideal für ...

...für Menschen, die günstig wohnen wollen und dafür laute Straßen in Kauf nehmen. Und der Kleine Grasbrook ist etwas für hartgesottene Hafenfans, die dort mit Yacht oder Hausboot in verwinkelter Nische leben wollen. Nicht wohnen natürlich, das ist ja verboten. Ansonsten ist der Stadtteil eher für Ausflüge geeignet. Zum Beispiel, um sich den historischen Frachter "Bleichen" anzusehen oder um im Hafenmuseum zu erleben, wie es an der Kaikante früher zuging, als noch nicht der Container universelle Transportbox des Welthandels war.