Hamburg. Auf einer Häuserfassade wird ein berühmtes Kunstwerk neu interpretiert. Wen es zeigt und von wo man es am besten sehen kann.

Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich ist in Hamburg ein besonderes Gemälde entstanden: Der australische Fassadenkünstler Fintan Magee hat im Portugiesenviertel am Hafen eine knapp 200 Quadratmeter große Neuinterpretation des berühmten Gemäldes „Wanderer über dem Nebelmeer“ gestaltet, dessen Original Teil der Sammlung der Hamburger Kunsthalle ist.

Das aufwendige Wandbild an der Ditmar-Koel-Straße 19 wird von einem besonderen Platz aus gut zu sehen sein, einem Ort, der wie das berühmte Gemälde für Hamburg steht: vom Michel.

Hafen Hamburg: Neuinterpretation des Gemäldes „Wanderer über dem Nebelmeer“

Die Aussichtsplattform der Kirche in 106 Meter Höhe bietet einen „einzigartigen Blick auf das Kunstwerk aus der Distanz“, so Alexander Röder, Hauptpastor von St. Michaelis, und weiter: „Wir planen dazu auch einen kleinen Wettbewerb.“

Der Blick auf das Fassadengemälde vom Turm des Hamburger Michel.
Der Blick auf das Fassadengemälde vom Turm des Hamburger Michel. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Der Wettbewerb läuft vom 15. Dezember bis zum 1. April 2024 auf Instagram: Jeder, der ein Foto des Mural, also der Wandmalerei, von der Aussichtsplattform des Michel macht und dieses mit #michelgram postet, nimmt an einer wöchentlichen Verlosung von Michel-Preisen teil – etwa Konzertkarten oder Produkten aus dem eigenen Shop.

Idee des Fassadenbildes: Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen

Das Mural soll ein „historisches Kunstgut einer breiten Öffentlichkeit kostenlos“ zugänglich machen, eine Idee, die bundesweit im Rahmen des Projektes „Walls of Vision“ umgesetzt und durch die Dr. Hans Riegel-Stiftung gefördert wird.

Das Wandgemälde ist dabei nicht Teil der Ausstellung der Kunsthalle über den großen Maler der Romantik – und hat auch eine andere Zielrichtung: Das historische Gemälde, das um 1817 entstanden ist, wird von einem Urban-Art-Künstler in die Gegenwart beziehungsweise Zukunft transferiert, indem es auf einer Fassade im öffentlichen Raum neu interpretiert wird.

Portugiesenviertel: Fassadenbild als persönlicher Blick auf das historische Werk

„Der australische Künstler Fintan Magee hatte bei der Interpretation des Werkes freie Hand“, sagt Rudolf Klöckner vom Urban Art Institute Hamburg über die Entstehung des Bildes, das jetzt so lange dort verbleibt, bis die Farbe verblasst. „Uns hat sein persönlicher Blick als Urban-Art-Künstler auf das historische Werk interessiert. Das Spannende an seiner Neuinterpretation ist die Sichtweise aus der aktuellen Zeit auf das historische Gemälde.“

Das Bild des australischen Fassadenkünstlers Fintan Magee auf einer Häuserwand im Portugiesenviertel hat den für ihn typischen „Milchglaseffekt“.
Das Bild des australischen Fassadenkünstlers Fintan Magee auf einer Häuserwand im Portugiesenviertel hat den für ihn typischen „Milchglaseffekt“. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Wandgemälde im Portugiesenviertel: Blick auf die Malutensilien des Künstlers

Das Wandgemälde des Australiers zeigt den Blick aus dem Fenster seines Ateliers auf das Werk von Friedrich – so schlägt es eine sichtbare Brücke zwischen aktueller Street-Art und der Kunst Friedrichs aus der Romantik. Die im Vordergrund des Gemäldes zu sehenden Malerutensilien sind die Werkzeuge, die Fintan Magee bei seiner täglichen Arbeit nutzt, um den typischen „Milchglaseffekt“ in seinen Bildern zu kreieren. Werke des Künstlers sind auch in London, Los Angeles, Buenos Aires und Rom zu sehen.

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In der Kunsthalle wiederum ist der 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs Anlass für das umfangreichste Panorama seines Schaffens seit vielen Jahren: Vom 15. Dezember 2023 bis zum 1. April 2024 werden hier mehr als 60 seiner Gemälde präsentiert, darunter zahlreiche ikonische Schlüsselwerke und rund 100 Zeichnungen.

Hafen Hamburg: Figur des „Wanderers über dem Nebelmeer“ auf einer Barkasse

Hier können die Besucher dann auch den „Wanderer über dem Nebelmeer“ im Original bestaunen, der derzeit selber auf Reisen ist. Das Gemälde, das im März auch Ziel einer Aktion der „Letzten Generation“ war, wurde zuletzt noch in Schweinfurt und Winterthur gezeigt. Erst zur Ausstellung im Winter kehrt das Werk nach Hamburg zurück.

Das Bild, vielfach verwendetes Symbol der Romantik, das den weltberühmten, in die Ferne blickenden Mann darstellt, der auf einem felsigen Berggipfel über das Meer aus dichtem Nebel hinwegschaut, wird derweil auch an anderer Stelle in Hamburg in Szene gesetzt: Eine große Figur des Wanderers aus Aluminium schmückt eine Barkasse im Hafen.