Hamburg. Vor dem Verwaltungsgericht gibt es keine Entscheidung. Der jahrelange Streit um das markante Gebäude geht in die nächste Runde.

16 Bewohner kämpfen für den Erhalt ihres Hauses am Reiherstieg-Hauptdeich in Hamburg-Wilhelmsburg. Das auffällige gelb-weiße Gebäude mit der Adresse Fährstraße 115 soll abgerissen werden.

Gemeinsam mit der Nachbarschaft protestieren die Mieter seit Jahren gegen entsprechende Pläne der Stadt, die ihrer Meinung nach jeder Grundlage entbehren.

Jetzt stand die Klage der Bewohner am Verwaltungsgericht auf der Tagesordnung. Der Hintergrund: Während die Mieter des Hausprojektes das Gebäude aus der Gründerzeit selber kaufen wollten und die Verträge bereits unterzeichnet hatten, macht die Stadt Hamburg ihr vermeintliches Vorkaufsrecht geltend, um das Haus abzureißen. Nun wurde verhandelt, ob die Stadt ein Vorkaufsrecht ausüben darf oder nicht.

Hamburg-Wilhelmsburg: Kampf der Bewohner um ihr Haus geht weiter

Das Ergebnis: Das Gericht hat keine Entscheidung getroffen. „Das Verfahren wurde in der Verhandlung am 19. Juli im Hinblick darauf ausgesetzt, dass die Beteiligten beabsichtigen, außergerichtliche Vergleichsgespräche zu führen. Eine abschließende Entscheidung gibt es daher noch nicht“, teilte ein Sprecher des Oberverwaltungsgerichts mit.

Die Bewohner kämpfen seit Jahren für den Erhalt des Hauses in der Fährstraße 115 im Reiherstiegviertel in Hamburg-Wilhelmsburg.
Die Bewohner kämpfen seit Jahren für den Erhalt des Hauses in der Fährstraße 115 im Reiherstiegviertel in Hamburg-Wilhelmsburg. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Ziel einer solchen Vereinbarung soll es sein, „den Bewohnenden Rechtssicherheit zu bieten und ihnen zu ermöglichen, das Haus von der Stadt zum jetzigen Preis zurückzukaufen, falls es nicht abgerissen wird“, hieß es dazu von den Mietern, die vor dem Eingang des Gerichts gemeinsam mit Bekannten für den Erhalt ihres Wohnprojekts protestierten.

Mieter der Fährstraße 115 in Hamburg-Wilhelmsburg sind frustriert

Grundsätzlich reagierten die Bewohner enttäuscht auf den Zwischenstand: „Dass der Kampf ums Haus noch lange nicht entschieden ist, ist ziemlich frustrierend. Wir stecken seit Jahren sehr viel Energie in das Projekt und in den Kampf um dessen Erhalt“, beklagen sie.

Das Gebäude mit großem Garten wird seit 2007 als linkes Hausprojekt genutzt. Gemeinsam bewohnte Räume, ein für Sport ausgebautes Dachgeschoss und Wohnzimmerkonzerte etablierten die Fährstraße 115 darüber hinaus zum Treff für das ganze Viertel.

Der Sport- und Bewegungsraum in dem Haus in Hamburg-Wilhelmsburg
Der Sport- und Bewegungsraum in dem Haus in Hamburg-Wilhelmsburg © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Bewohner kritisieren fehlende Pläne für eine Deicherhöhung

2020 hatten die Bewohner gerade den Kaufvertrag unterschrieben, als sie ein Schreiben des Hamburger Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) erhielten. Darin hieß es, dass das Gebäude mithilfe des städtischen Vorkaufsrechtes von der Stadt erworben – und in den kommenden Jahren abgerissen werden solle. Der Grund: Die Fläche werde für den Deichbau benötigt.

Doch die Mieter sind weiterhin überzeugt, dass es bisher keine konkreten Vorstellungen über die Nutzung der Fläche gebe: „Deutlich wurde“, beklagten die Bewohner nach dem Gerichtstermin, „dass die Stadt auch nach drei Jahren des laufenden Prozesses keine Pläne für die bevorstehende Deicherhöhung hat.“

Hamburg-Wilhelmsburg – Bewohner sind überzeugt: „Abriss nicht notwendig“

Dennoch behaupte sie weiter, dass sie das Grundstück für die Deicherhöhung benötige, wundern sich die Betroffenen, die zum Teil schon mehr als zehn Jahre in dem Haus wohnen und sich durch den Kauf mit Unterstützung des Mietshäusersyndikats ihre günstigen Wohnbedingungen absichern wollten. Die zuständige Umweltbehörde hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Planungen für eine Erhöhung des Hauptdeiches derzeit liefen.

„Auch wir sind weiterhin der Meinung, dass Deichschutz selbstredend ungemein wichtig ist“, sagen sie über das Vorhaben der Stadt, die früher bereits bei Hochwasser stark betroffene Elbinsel gegen die Fluten abzusichern. „Doch es gibt Möglichkeiten, dies umzusetzen, ohne dass dafür das Grundstück unseres Hauses benötigt wird.“

Die Wilhelmsburger wollen jedenfalls weiter für den Erhalt ihres Heims im Hamburger Reiherstiegviertel kämpfen, denn sie sind sicher: „Ein Abriss, wie ihn die Stadt androht, ist nicht notwendig!“