Hamburg. Vor Gericht stehen zwei Männer, die mehrere Fahrzeuge entwendet haben sollen. Wie sie die elektronischen Sicherungen überwinden konnten.

Sie sollen systematisch Autos gestohlen haben. Und dabei hatten sie es offenbar vornehmlich auf SUVs abgesehen. Seit Montag müssen sich deshalb zwei Männer vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten 37-Jährigen und seinem ein Jahr jüngeren mutmaßlichen Komplizen gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Diebstahl sowie Bandendiebstahl vor.

Dem 37-Jährigen werden 13 Taten zur Last gelegt, die er zwischen Ende Februar 2021 und dem 19. November vergangenen Jahres begangen haben soll. Der 36-Jährige soll bei fünf Taten beteiligt gewesen sein. Der Festnahme der beiden Verdächtigen waren monatelange polizeiliche Ermittlungen vorausgegangen.

Auf SUV spezialisiert – Autodiebe in Hamburg vor Gericht

Teilweise gemeinsam mit weiteren Tätern sollen beide Angeklagte im Hamburger Stadtgebiet verschlossen abgestellte Fahrzeuge aufgebrochen und die elektronischen Sicherungen mittels Funkstreckenverlängerung oder mithilfe eines speziellen Diagnosegerätes überwunden haben.

Durch diesen technischen Trick konnten sie den Ermittlungen zufolge die Motoren starten und sich mit den Autos entfernen. Ziel soll gewesen sein, die Autos später gewinnbringend in Polen weiterzuverkaufen.

Autodiebstahl: Die Taten wurden in ganz Hamburg verübt

Unter anderem soll der 37-Jährige gemeinsam mit einer weiteren unbekannten Person Ende Februar 2021 in Hamburg-Horn einen Pkw Ford Edge im Wert von rund 25.000 Euro gestohlen haben. Weitere ihm vorgeworfene Taten ereigneten sich unter anderem Ende September vergangenen Jahres in Altona und im November 2022 in Wandsbek. Dort wurde ein Mazda CX-5 im Wert von 23.000 Euro geklaut.

Zum Auftakt des vorläufig auf neun Tage angesetzten Prozesses wurde lediglich die Anklage verlesen. Am nächsten Verhandlungstermin sollen voraussichtlich Gespräche über eine sogenannte Verständigung geführt werden. Bei einer solchen Verständigung wird von den Verfahrensbeteiligten erörtert, ob bestimmte Strafunter- und Strafobergrenzen für die Angeklagten vereinbart werden können. Voraussetzung wäre ein umfassendes Geständnis der Verdächtigen.

SUVs gestohlen: In dem Prozess könnte es zu einem „Deal“ kommen

Gespräche über eine Verständigung, landläufig „Deal“ genannt, kommen in nicht wenigen Prozessen vor. Wird eine solche Vereinbarung erzielt, hat dies in der Regel zur Folge, dass eine Beweisaufnahme erheblich verkürzt wird – also ein Verfahren schneller abgeschlossen werden kann.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Autodiebstähle angestiegen. Erst im April war vor dem Landgericht ein 35-Jähriger verurteilt worden, der nach Überzeugung der zuständigen Kammer Mitglied einer auf solche Taten spezialisierten Bande war. In diesem Fall hatten die Richter drei Jahre und neun Monate Haft verhängt. Jene Bande hatte sich hauptsächlich auf die Marke Audi spezialisiert, vorzugsweise Modelle der Baureihe 2009 bis 2013.

Spezialisiert auf SUV: Autodiebstahl – das sind die Tricks der Täter

„Autodiebstahl ist ein verbrecherischer Beruf, wenn man es bandenmäßig macht“, hatte der Vorsitzende Richter an die Adresse des damaligen Angeklagten gesagt. Es sei häufig eine intensive Vorbereitung notwendig. Zudem bedürfe es des Know-how, um das Auto ohne Beschädigung in Betrieb zu setzen. Es gebe auch für ältere Wagen einen guten Absatzmarkt. „Man macht dort richtig viel Geld.“