Maritim hat den Pachtvertrag für das sanierungsbedürftige Traditionshotel in St. Georg nicht verlängert. Doch was wird aus der Immobilie in bester Lage?

Hamburg. Das Maritim Hotel Reichshof am Hauptbahnhof gehört zu den traditionsreichsten Häusern der Hansestadt – auch wenn der Glanz der einstigen Nobelherberge an der Kirchenallee in den vergangenen Jahren verblasst ist. Der Sanierungsstau war unübersehbar, doch das Haus galt als Institution. Ende Mai ist jetzt aber definitiv Schluss. Der 1910 erbaute Reichshof wird geschlossen. Die Maritim-Kette, die 49 Häuser im In- und Ausland betreibt, hat den Pachtvertrag nicht verlängert: „Wir konnten keine Einigung mit dem Eigentümer erzielen. Deshalb werden wir uns zunächst vom Hamburger Markt zurückziehen“, so Gerd Prochaska, Geschäftsführer der Maritim-Kette, gegenüber dem Hamburger Abendblatt. 99 Mitarbeiter, die über die Schließung bereits informiert wurden, verlieren ihren Arbeitsplatz.

Doch was wird aus der Immobilie in bester Lage? Ein Abriss ist nicht so leicht möglich, denn der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz. Nach Abendblatt-Informationen soll das Haus umfassend saniert und im nächsten Jahr als Hotel wiedereröffnet werden. Die Investition dürfte um die 25Millionen Euro betragen. Bislang war Blackstone, ein amerikanischer Investor, Eigentümer der Immobilie. Es gibt aber das Gerücht, dass die Immobilie inzwischen an einen anderen Investor weiterverkauft wurde. Eine Antwort darauf könnte die Event-Hotelgruppe in Köln geben, die als Statthalter für Blackstone fungiert und auch Ansprechpartner der Maritim-Gruppe ist. Doch die Geschäftsleitung der Event-Hotelgruppe schweigt.

Beim Bezirksamt Mitte ist bislang noch kein Bauantrag eingereicht worden. Dies wäre aber laut Sprecher Norman Cordes erforderlich, falls „massive Eingriffe an der Bausubstanz vorgenommen würden“.

Im Hintergrund dürfte schon mit mehreren Ketten verhandelt werden, die an diesem erstklassigen Standort interessiert sind. Dazu zählt auch die Kette Accor, die in Hamburg bereits mit 16 Häusern (Ibis, Mercure, Sofitel) und insgesamt 2600 Zimmern im ein bis Fünf-Sterne-Segment vertreten ist.

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Accor-Sprecher Eike Kraft: „Wir haben durchaus Interesse an dieser attraktiven Immobilie.“ Nach Abendblatt-Informationen würde der Hotelkonzern an diesem Standort gern mit seiner Premiummarken einziehen. Dazu zählen die Marken MGallery, Pullman oder auch Sofitel – ein Hotel dieser gehobenen Kategorie betreibt Accor bereits am Alten Wall.

Für den Immobilienexperten Andreas Wende, Geschäftsführer und Leiter Investment Deutschland der Savills Immobilien Beratungs-GmbH, steht fest: „Eine bessere Lage für ein Hotel lässt sich in Hamburg kaum finden. Der Hauptbahnhof liegt gleich gegenüber, die Innenstadt in unmittelbarer Nähe und die Gastromeile Lange Reihe um die Ecke.“

Was zurückbleibt, sind die vielen Stammgäste, die dem Haus seit Jahrzehnten die Treue gehalten haben. Auch bei Dehoga-Geschäftsführerin Ulrike von Albedyll kommt Wehmut auf, wenn sie über das Ende des Reichshofs spricht: „Dieses Haus hat einfach Charme, und mit seiner opulenten Einrichtung erinnerte es immer an ein Grandhotel. Es ist schade, dass es schließen muss.“ Die Hotelexpertin wünscht sich, dass der Reichshof „liebevoll restauriert wird und bald im neuen Glanz erstrahlt, ohne seine Seele zu verlieren“. Beeindruckend sei immer noch die Eingangshalle mit den imposanten Kronleuchtern und Marmorsäulen. Die M&M Bar mit ihrer aufwendigen Holzvertäfelung und den grünen Ledersesseln hat das größte Single-Malt-Whiskey-Sortiment in Hamburg: „Wir wissen noch nicht, was mit der teils wertvollen Einrichtung nach der Schließung passiert“, so Direktor Ralf Adamczyk.

Der Reichshof hat eine lange Geschichte. Der Gründer war Anton-Emil Langer. Nach dessen Tod leiteten seine Ehefrau Martha und Sohn Herbert-Emil das Haus. Später dann dessen Ehefrau Ingeborg, die sich heute noch mit den ehemaligen Mitarbeitern des Hauses regelmäßig trifft. Die Maritim-Hotelkette hat das Haus seit 1989 betrieben.

Der Abschied von Maritim wird aber nicht für immer sein: „Wir suchen nach geeigneten Flächen, möglichst in der Nähe der Innenstadt, auf denen wir ein Hotel mit Tagungszentrum errichten können“, sagte Gerd Prochaska dem Abendblatt. Vor Kurzem hatte sich Prochaska schon ein Areal in Harburg angeschaut, das dann aber doch nicht infrage kam. Der Maritim-Chef gibt sich zuversichtlich: „Der Standort Hamburg ist für uns äußerst wichtig und deshalb haben wir großes Interesse daran, hier zeitnah ein neues Haus zu eröffnen.“